Kapitel Open-Access
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Effekte der Einstreuart auf Tiergesundheit und Tierleistungen bei Putenhennen

Die Ursachen für das Auftreten von Pododermatitis sind komplex (Martland 1985, Bray und Lynn 1986; Tucker und Walker 1992; Ekstrand et al. 1997; Mayne 2005). Die Einstreuqualität in Abhängigkeit von Tränketyp, Luftfeuchtigkeit, Jahreszeit, Kotmenge und Konsistenz sowie Besatzdichte und Einstreuart stellen diesbezüglich wichtige Faktoren für das Auftreten von Pododermatitis dar. Unterschiedliche Einstreusubstrate variieren in ihrem Wasseraufnahmevermögen und Härtegrad und können diesbezüglich Auswirkungen auf die Fußballengesundheit haben. Puten, die auf feinkörnigen und groben Holzspänen gemästet wurden, wiesen ein geringeres Vorkommen von Pododermatitis in der Variante mit der feineren Einstreu auf (Hester et al. 1997). Ekstrand und Algers (1997) fanden, dass Puten, die auf Hobelspänen gehalten wurden, eine signifikant geringere Prävalenz an Pododermatitis aufwiesen als Tiere, die auf Weizenstroh gemästet wurden. Die vorliegende Untersuchung zeigte ebenfalls einen signifikanten Einfluss der eingesetzten Einstreuart dahingehend, dass die auf Lignocellulose gehaltenen Putenhennen eine geringere Prävalenz an Pododermatitis aufwiesen. Der Einstreuwechsel von Lignocellulose zu Häckselstroh bzw. Hobelspänen nach der Aufzuchtphase führte im Vergleich zu dieser Gruppe zu einer tendenziellen Verschlechterung der Fußballen. Puten, die auf Stroh gehalten wurden, zeigten ebenso wie in der vorliegenden Studie eine höhere Prävalenz an Pododermatitis im Vergleich zu Tieren auf Hobelspänen (Ekstrand und Algers 1997; Rudolf 2008). Unabhängig von der Einstreuart war in allen Gruppen eine Zunahme der Prävalenz und des Schweregrades der Pododermatitis ab der 6. Lebenswoche zu beobachten. Mayne et al. (2006) fanden, dass äußerlich normale Fußballen bereits ab der 4. Lebenswoche mikroskopisch nachweisbare Veränderungen aufwiesen, die ab der 6. Lebenswoche zahlreicher und nekrotischer wurden. In der vorliegenden Arbeit wurden die Fußballen anhand eines externen Scoringsystems beurteilt, so dass wir Läsionen erst beobachten konnten, wenn sie sichtbar waren. Erste externe Läsionen waren zu einem sehr frühen Zeitpunkt, in der 2. Lebenswoche, erkennbar und demzufolge schon im Kükenring entstanden. Dies führt zu der Schlussfolgerung, dass bereits in der ersten Lebenswoche, also schon im Kükenring, auf trockene und saugfähige Einstreu als Grundstein für die spätere Fußballen-gesundheit, geachtet werden muss. Lignocellulose als alternative Einstreuart reduzierte den Anteil von Putenhennen mit Pododermatitis in dieser Untersuchung und führte gleichzeitig zu höheren Lebendmassen. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Tierleistungen sowie die Prävalenz und der Schweregrad von Pododermatitis durch die Art der Einstreu beeinflusst werden kann. Aus Sicht der Tiergesundheit und des Tier-schutzes scheint die neue alternative Einstreuart Lignocellulose einen positiven Einfluss auf das Vorkommen und den Schweregrad von Pododermatitis auszuüben. Nachteilig war die zum Versuchszeitpunkt noch vorhandene höhere Staubentwicklung in den Varianten mit Lignocellulose, die inzwischen reduziert werden konnte. Die Praxisvariante wird mittlerweile unter dem Namen SoftCell erfolgreich in der Praxis eingesetzt, wobei die Vorteile trotz der vergleichsweise höheren Kosten zu den üblichen Praxisvarianten (Hobelspäne/ Häckselstroh bzw. nur Hobelspäne) vor allem im gesundheitlichen Bereich (Fußballenläsionen) und der Arbeits-Zeitersparnis (Zeit für das Nachstreuen) sowie in der insgesamt geringeren Ein-streumenge von den Praktikern gesehen werden.

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