Tagesperiodische Schwankungen des weißen Blutbildes und der Serumproteine bei normalen und an Leukose erkrankten Rindern

Tägliche Blutproben von 8 Rindern wurden 6 Wochen lang unter konstanten Versuchsbedingungen analysiert. Bei 5 Rindern waren die Leukozytenwerte nach dem Göttinger Leukoseschlüssel “normal”, bei 3 Tieren krankhaft erhöht. Es wurde jeweils das weiße Blutbild untersucht und die Serumproteinzusammensetzung mittels quantitativer Agarelektrophorese ermittelt. Die Resultate sind in Tabellen und Abbildungen dargestellt. Die täglichen Schwankungen der Proteinzusammensetzung scheinen weniger vom Grad der Leukoseerkrankung, sondern wahrscheinlich mehr von Zyklus, Trächtigkeit und Geburt beeinflußt zu werden. Die täglichen Leukozytenwerte ließen deutlich 2 Schwankungskomponenten erkennen, eine langfristige, “glatte” Auf‐ und Abwärtsbewegung sowie eine darübergelagerte, völlig unregelmäßige Schwankung von Tag zu Tag. Mit Hilfe statistischer Überlegungen konnte gezeigt werden, daß — zumindest bei Tieren mit höchstens 15 000 Leukozyten pro mm³ Blut — der größte Teil der täglichen Schwankungen auf methodisch bedingte Fehler zufälliger Art zurückgeführt werden muß. Das bedeutet, daß nur die langfristige Komponente ein annäherndes Bild von der tatsächlichen Leukozytenkonzentration und ihrer zeitlichen Änderung vermittelt. Bei Tieren mit 30–60 000 Leukozyten pro mm³ war eine solche Erklärung der täglichen Schwankung nicht möglich; es ist daher nicht auszuschließen, daß in diesen Fällen der Leukozytengehalt des Blutes erheblichen — und zwar weitgehend regellosen — Schwankungen von Tag zu Tag unterworfen ist. Diese Deutung wird durch die Beobachtung gestützt, daß die langfristige Bewegung der Leukozytenkonzentration (bei normalen weiblichen Tieren) vermutlich mit gynäkologischen Daten in einem Zusammenhang steht, dessen Natur in dem relativ kurzen Beobachtungszeitraum allerdings nicht festgestellt werden konnte. Es spricht jedoch dafür, daß eine ähnliche Art der Bewegung bei den männlichen Tieren fehlte.