Kapitel Open-Access
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Beratungsansatz und -instrument zur Tiergerechtheit und Tiergesundheit - das Tierwohl-Tool Milchvieh

Das Thema Tierwohl ist in den letzten Jahren stark in den Fokus der Öffentlichkeit und der Politik gerückt. Als Folge davon wurden in den letzten Jahren die gesetzlichen Vorgaben verschärft. Nach § 11 TierSchG sind Nutztierhalter zur betrieblichen Eigenkontrolle mit geeigneten tierbezogenen Indikatoren verpflichtet. Um die Betriebsleiter dabei zu unterstützen und das Tierwohl mehr in der betrieblichen Beratung zu berücksichtigen, wurde im Rahmen des Netzwerks Pilotbetriebe das „Tierwohl-Tool Milchvieh“ (TWT) entwickelt. Dieses Beratungsinstrument ist ein einfach anzuwendendes Excel-Tool, das von Beratern, aber auch den Landwirten selbst eingesetzt werden kann. Der Landwirt kann damit die Bewertung des Tierwohls seiner Milchkühe eigenständig durchführen. Basierend auf den Erhebungen und Erfahrungen im Netzwerk Pilotbetriebe bei der Erfassung nach dem Welfare Quality Protocol® wurden für das TWT 13 Indikatoren aus den drei Bereichen Tierbeobachtung, Haltung & Management sowie Milchleistungsprüfung festgelegt. Nach der Erfassung der Tierwohlindikatoren vor Ort auf dem landwirtschaftlichen Betrieb erfolgt eine Bewertung der einzelnen Indikatoren in Tabellenform sowie in einem Netzdiagramm. Abschließend findet ein Vergleich zu anderen Referenzbetrieben aus dem Netzwerk Pilotbetriebe sowie mit anerkannten Zielwerten statt. In einer ersten Testphase wurde die Tierwohl-Situation mit den Erhebungsdaten der Pilotbetriebe auch mit dem Tierwohl-Tool dargestellt. Es zeigte sich, dass im Vergleich der Wirtschaftsweisen von ökologisch und konventionellen Betrieben die ökologisch gehaltenen Milchkühe bei den Indikatoren „Anteil Kühe ohne Lahmheiten“ und „Anteil Kühe ohne Verletzungen/Schäden“ im Mittel besser abschneiden. Außerdem erreichen die ökologisch wirtschaftenden Betriebe bessere Werte im Bereich Haltung & Management, was daran liegt, dass die diesbezüglichen Grenzwerte der EU-Öko- Verordnung und der ökologischen Anbauverbände strenger sind als die gesetzlichen Vorgaben für die konventionellen Betriebe. Demgegenüber erzielen die konventionellen Betriebe bessere Werte bezüglich des Anteils eutergesunder Kühe. Vergleicht man den Zeitpunkt der Erfassung im Sommer (Weideperiode) oder Winter (Stallperiode), ist im Mittel der einzige signifikante Unterschied im Bereich Tierbeurteilung bei der höheren Sauberkeit der Milchkühe im Sommer zu finden. Im Bereich Haltung- und Management ist die Wasserversorgung in der Sommerperiode schlechter als im Winter in der Stallperiode. Beide Effekte können durch die Weidehaltung begründet werden. Für den Praxiseinsatz erwies sich das Beratungswerkzeug als gut geeignet, allerdings wurden von den Landwirten auch Verbesserungs- und Änderungsvorschläge gemacht, die insbesondere die Kriterien für die Erfassung der Körperkondition, die Enthornung und die Weidehaltung betreffen.

Public interest in animal health and welfare has been increasing during the last years. The guidelines by law were tightened and the farmers are legally obligated to self-monitor their dairy cows. To focus more on animal welfare of dairy cattle in agricultural consulting we developed the consulting tool ‘Tierwohl-Tool Milchvieh’ within the pilot farm network. This consulting tool is an appliance for MS Excel that is easy to use for consultants as well as farmers by themselves. Based on the experiences of the project team with the Welfare Quality Protocol® 13 indicators of the three sections ‘animal observation’, ‘housing & management’ and ‘milk production’ data were determined. As results there is a valuation of the indicators in tabular form and a web chart with comparison to reference farms of the pilot farm network and accepted target values. Furthermore, the situation of animal health and welfare of the pilot farms was analysed. Comparing the production system of organic and conventional agriculture, dairy cows of organic farms reach better results in the indicators ‘proportion of cows without lameness’ and ‘proportion of cows without integument injuries’. Additionally, the organic farms score better in the section of “housing & management”. These results can be explained by higher target values set in the European Council Regulation on Organic Agriculture and in guidelines of organic farming associations than in the legal guidelines that are valid for conventional farms. In contrast to this, the conventional farms reach better outcomes regarding udder health. Concerning the timing of recording in winter (housing period) or summer (grazing period) the only noticeable difference found in the section of “animal observation” is better cleanliness of cows in the mean of farms. On the other hand, in the section of “housing & management” and in the mean of farms the water supply is worse in summer. Both effects are related to pasture access during the summer. In practical application the consulting tool showed good suitability. Suggestions for further development from practical farmers can partly be implemented in an EIP-Agri project in Hesse, in this context the tool is further in use.

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