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Zum Auftreten und zur Bekämpfung von Milben (Tarsonemiden) an gärtnerischen Pflanzen

Zugehörigkeit
Staatsinstitut für Angewandte Botanik, Pflanzenschutzamt, Hamburg
Müller, H. W. K.

Das alarmierende Massenauftreten von Milben (Tarsonemiden) an zahlreichen gärtneriischen Pflanzen unter Glas durch den heutigen starken Jungpflanzenverkehr, worauf in letzter Zeit wiederholt hingewiesen worden ist, konnte auch im hamburgischen Gartenbau beobachtet werden. Als Schadenserreger konnten sowohl die Cyclamen- oder Erdbeermilbe Tarsonemus pallidus Banks an Cyclamen, Gloxinia und Saintpaulia als auch die Breitmilbe Hemitarsonemus latus (Ewing) Banks an Gloxinia und Saintpaulia allein oder mit der erstgenannten Milbe vergesellschaftet nachgewiesen werden. Die an Azalea indica und an Hedera beobachteten Milben wurden noch nicht näher bestimmt. Als Schadsymptome wurden Wuchsstockungen, Kleinblättrigkeit, wellige Kräuselung der Blattspreite, Umrollen des Blattrandes, Glasigkeit und Brüchigkeit der Blattspreite, Bräunung und Verkorkung der Blattunterseite (Interkostalfelder), Verkrüppelung oder Vertrocknung der Blütenknospen, Mißgestaltung der Blüte, Fleckung und Streifung der Blütenblätter sowie Enationen bzw. Protuberanzen auf Laub- und Blütenblättern festgestellt. Vermutlich wurden die Milben durch Jungpflanzen oder Efeupflanzen oder durch Treiberdbeeren in die Betriebe eingeschleppt, wozu Beobachtungen mitgeteilt werden. An Stelle der zahlreichen bisher empfohlenen Spritzund Stäubemittel (Paratlhion, Systox, Lindan, Dieldrin, Schwefel, Nikotin) und Bekämpfungsverfahren (Begasung mit Blausäure oder Methylbromid, Vernebelung von Parathion, Heißwasserbeize bzw. heiße Nikotinbrühe) wurde als neues, wirksames Spritzmittel mit Dauerwirkung eine Endrinemulsion (z. B. Largan 0, 1 %ig) in doppelter Konzentration, wie gegen die Erdbeermilbe an Erdbeeren, mit bestem Erfolg an Zierpflanzen in den Wintermonaten erprobt und der Praxis zur mindestens 2maligen, in Jungpflanzenbetrieben zur wiederholten Anwendung empfohlen. Parathion erwies sich bei 2maliger Anwendung in erhöhter Konzentration (z. B. als E 605 forte 0,05 %) ebenfalls als recht wirksam, kann aber im Gartenbau wegen der bei empfindlichen Zierpflanzen auftretenden Blattverbrennungen nicht mehr universell eingesetzt werden. Es ist aber noch keineswegs dort zu ersetzen oder zu entbehren, wo gleichzeitig mehrere saugende Insekten, z.B. Spinnmilben, Blattläuse, Blattälchen u. a., zu bekämpfen sind. Als vorbeugende Kulturmaßnahmen werden die Pflanzenquarantäne beim Bezug von Jungpflanzen und anderen milbenverdächtigen Zierpflanzen, ferner Herabsetzung der hohen Luftfeuchtigkeit besonders in den während der Wintermonate dicht besetzten Häusern und auch der Temperatur (evtl. Vermeidung zusätzlicher Wärmequellen) empfohlen.

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