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Mikrobiologisch-ökotoxikologische Bodenuntersuchungen von zwei zur Unkrautbekämpfung mit hohen Dosierungen eingesetzten Fettsäure-Herbiziden

Zugehörigkeit
Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, Institut für Unkrautforschung
Malkomes, Hans

Produkte auf Fettsäurebasis — darunter besonders Essigsäure — sind seit über 100 Jahren im Pflanzenschutz zur Bekämpfung verschiedener Schadorganismen bekannt. Gegenüber ‘modernen’ chemischen Pflanzenschutzmitteln hatten sie allerdings in der Vergangenheit stark an Bedeutung verloren. Inzwischen werden sie vereinzelt auch wieder zur Unkrautbekämpfung — allerdings in relativ hohen Dosierungen — eingesetzt. Ihr ökotoxikologischer Einfluss auf Bodenmikroorganismen als Teil der Bodenfruchtbarkeit wurde indessen erst relativ wenig untersucht. In Laborversuchen wurden zwei landwirtschaftlich genutzte Böden mit verschiedenen Dosierungen eines Essigsäure- und eines Pelargonsäure-Präparats (=Nonansäure) sowie mit einem Dinitrophenol-Herbizid als bioziden Referenzmittel behandelt. Diese Dosierungen leiteten sich von den beim simulierten Eindringen der praxisnahen flächenbezogenen Aufwandmengen in verschiedene oberflächennahe Bodenschichten zu erwartenden Konzentrationen ab. Zur Simulierung einer Gründüngung und damit gleichzeitig zur Aktivitätssteigerung wurden die Böden teilweise noch mit Luzernemehl versetzt. Während der mehrwöchigen Bebrütung wurden Biomasse-bezogene mikrobielle Aktivitäten (Dehydrogenaseaktivität, Substrat-induzierte Kurzzeitatmung) sowie die Mineralisierung von Kohlenstoff und Stickstoff (einschließlich Nitrifikation) untersucht. Beide getesteten Fettsäure-Präpatate unterscheiden sich im Vergleich zu ‘üblichen Pflanzenschutzmitteln’ — wie z.B. dem Referenzmittel — in ihrer Wirkung auf Bodenmikroorganismen. Die für stark biozide Mittel üblichen Reaktionen einer dosisabhängig verringerten Aktivität der Biomasse-bezogenen Parameter bei gleichzeitig erhöhter Mineralisierung (besonders von Stickstoff) wurden hier kaum beobachtet. Durch den relativ hohen Eintrag von Kohlenstoff mit den Fettsäure-Präparaten (besonders bei Essig) und deren schnellen Abbau kam es bei höheren Dosierungen zu einem Anstieg Biomasse-bezogener Parameter sowie der Kohlenstoffmineralisierung und einer mehrwöchigen Verringerung von Nitrat im Boden, das offensichtlich biologisch festgelegt wurde. Durch den Vergleich der Aktivitätsmessungen mit und ohne Luzernemehlzusatz ließen sich ‘echte Wirkungen’ von denen des Eintrags an abbaubaren C-Verbindungen differenzieren. Im Vergleich mit dem stark bioziden Referenzmittel ergibt sich für die beiden Fettsäure-Präparate eine nur geringe mikrobiologisch-ökotoxikologische Belastung bei zeitweiliger Stimulation wichtiger bodenbiologischer Parameter. Aufgrund der Ergebnisse wird speziell bei Pflanzenschutzmitteln, die mit hohen Aufwandmengen eingesetzt werden oder die größere Mengen leicht verwertbarer organischer Stoffe enthalten (z.B. Herbizide auf der Basis von Essig- und Pelargonsäure), empfohlen, ein umfangreiches Untersuchungsspektrum einzusetzen. Nur so erscheint es möglich, Fehlinterpretationen (z.B. von stimulierten Aktivitäten) zu vermeiden und die ‘echte’ Belastung der Bodenbiozönose zu erkennen.

Products based on fatty acids (including acetic acid) are known in plant protection since more than 100 years to control several harmful organisms. In the following decades, however, they lost their importance due to the rapid development of ‘modern’ chemical pesticides. In the meantime some trials were run to control weeds with relatively high doses. The knowledge on its ecotoxic effects on soil microorganisms as a part of the soil fertility, however, is still incomplete. Under laboratory conditions two agricultural soils were treated with different dosages of two products based on acetic acid and pelargonic acid (=nonanoic acid) as well as with a biocidal reference compound (e.g. dinitrophenol herbicide). The applied dosages were related to the concentrations in soil reached after simulated penetration of practical field amounts into upper soil layers. In some cases green manuring was simulated by adding lucerne meal to the soil. During the incubation for several weeks biomass-related microbial activities (dehydrogenase activity, substrate-induced shortterm respiration) as well as the mineralization of carbon and nitrogen (including nitrification) were measured. As compared to ‘normal’ pesticides (e.g. the reference compound) the effects of both test substances on soil microorganisms showed different behaviour. Nearly none of the effects typical for strongly biocidal compounds, namely a dose-related inhibition of microbial biomass combined with a stimulated mineralization (especially of nitrogen), occurred with the fatty acid products. Depending on the marked input of organic carbon by the higher dosages of fatty acid products and their rapid decomposition, especially of acetic acid, an increase of biomass-related parameters and of carbon mineralization combined with a reduction of the available nitrate content (e.g biological nitrogen immobilization) occurred for several weeks. By combining the results of the soil with that of lucerne meal-amended soil ‘real effects’ can be distinguished from those depending on the decomposition of the introduced carbon. In comparison with the strongly biocidal reference compound the two fatty acid products not only caused little microbiological-ecotoxicological impacts on the soil, but often stimulated important microbiological parameters for some time. As result of the trials we recommend an extended microbiological-ecotoxicological test spectrum especially for those plant protection products (pesticides) which should be applied at high dosages or if they contain higher amounts of well decomposable organic substances. This is necessary to distinguish dose-related enhanced biocidal activities induced by biocidal effects (including the subsequent mineralization of the killed microorganisms) from ‘real’ stimulations directly produced by the substrate.

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