Statement zu: Xenotransplantation: Paviane überleben einzig mit Schweineherz längere Zeit

Anlass Für Patienten mit Herzschwäche im Endstadium – terminaler Herzinsuffienz – ist die Herztransplantation meist die einzige Chance auf Heilung. Es herrscht allerdings ein Mangel an Spenderorganen. Seit vielen Jahren wird deshalb auch in Deutschland eine mögliche Transplantation von Schweineherzen erforscht. Mit dieser sogenannten Xenotransplantation wurden bereits mehrfach gentechnisch-veränderte Schweineherzen in Paviane eingesetzt [I]. Das maximale Überleben der Versuchstiere nach einem echten Herzersatz – der orthotopen Herztransplantation – durch ein Schweineorgan betrug bisher trotz 25 Jahren intensiver Forschung maximal 57 Tage. Eine Münchner Forschergruppe um den Herzchirurgen Bruno Reichart berichtet nun erstmals, welche Schritte nötig sind, um eine langfristige Funktion des Schweineherzen in Pavianen zu ermöglichen. Schlüsselelemente sind der kombinierte Einsatz von gentechnisch veränderten Schweinen, eine verbesserte Konservierung durch eine kontinuierliche Organperfusion des Spenderherzens sowie eine medikamentöse Kontrolle des Wachstums der Schweineherzen nach der Transplantation. Das Erbgut der Spenderschweine wurde beispielsweise gentechnologisch so verändert, dass sie α1,3-Galaktosyltransferase-Knockout-Schweineherzen tragen, die zudem humanes CD46 und Thrombomodulin exprimieren. Die Eingriffe sollen eine akute Abstoßungsreaktion gegen artfremde Organe verhindern. Ihre Ergebnisse veröffentlichen die Müncher Forscher morgen in einer Publikation der Zeitschrift „Nature“ (siehe Primärquelle). In einer Versuchsgruppe funktionierten die Schweineherzen in vier transplantierten Pavianen mindestens drei Monate lang. Die lebenserhaltende Funktion eines Schweineherzens in einem Versuchstier betrug sogar 195 Tage. Die Resultate stellen nach Ansicht der Forscher einen „Meilenstein“ auf Weg zu einer klinischen Xenotransplantation von Schweineherzen dar. Laut den Richtlinien der International Society of Heart Lung Transplantation wären erste klinische Versuche am Menschen grundsätzlich erst dann zu rechtfertigen, wenn in Experimenten an Pavianen 60 Prozent der Tiere drei Monaten überleben und die Versuchsreihe „mindestens 10 Tiere umfasst, die für diesen Zeitraum überleben" [II].

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