Unwillkommene Haustiere : Publikationsanalyse 2007-2010: Virologie

Heidelberg war virologischer Hotspot, zitateträchtig wieder die üblichen Verdächtigen – HIV, Hepatitis- und Influenzaviren. Viren sind gesellige Winzlinge, die sich bevorzugt auf oder in lebender Materie aufhalten. Viele dieser Untermieter entpuppen sich als gefährliche Pathogene, vor denen keiner gefeit ist – weder Mensch noch Tier, weder Pilz noch Pflanze. Wer sich gerade im Zweikampf mit einer Grippe befindet und sich einem herzhaften Hustenanfall hingibt, wird bestenfalls milde daran interessiert sein, dass er mit jedem Beller zigtausende Viren in die Umgebung schleudert. Für Nachschub wird umgehend gesorgt – jede Zelle des Lufttrakts produziert rund 10.000 Viren. Insgesamt bringt es ein Grippekranker auf bis zu 1014 Grippeviren innerhalb weniger Tage, so die Hochrechnung von Phenomena: The Loom-Blogger Carl Zimmer vom 20.2., womit es Viren vs. Menschheit bei 10.000:1 steht. Und das ist nur die Wochenproduktion eines einzigen Patienten. Dass es infektiöse Partikel gibt, die kleiner sind als Bakterien und so weder unter dem Lichtmikroskop zu sehen noch per Fil-tration zu entfernen waren, das vermuteten Wissenschaftler schon Jahrzehnte, bevor Dimitri Iwanowski und Co. 1890 der Nachweis des Erregers der Mosaik-krankheit bei Tabakpflanzen gelang. Zehn Jahre später entdeckten Friedrich Loeffler und Paul Frosch mit dem Erreger der Maul-und-Klauen-seuche das erste tierische Virus. Zum Teil durchaus erfolgreiche Versuche, gegen Viruserkrankungen vorzugehen, gibt es dagegen schon wesentlich länger. So brachte man bereits im 11. Jahrhundert in Indien und China den Wundschorf von überlebenden Pocken-Patienten in kleine Kratzer von Gesunden ein und immunisierte diese so gegen Pocken. Das Schöne daran war, dass die Heiler nicht wissen mussten, warum es wirkte – wichtig war nur, dass die meisten Empfänger danach immun waren. Den Ärzten ging es um die Patienten und die Heilung der Krankheit, weniger um die Ursache. Hier ziehen wir für diesen Vergleich einen Strich. Wir schließen die Immunologen aus, da sie sich für die Reaktionen des Wirts-immunsystems interessieren. Ebenso wie die Mediziner, die von den Immunreaktionen, die andere Organe in Mitleidenschaft ziehen, auf den Plan gerufen werden.

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