Pathophysiologische Reaktionen des pulmonalen Kreislaufsystems auf Atemwegs- und Lungenerkrankungen

Das Phänomen der hypoxischen pulmonalen Vasokonstriktion (HPV) ist in der gesunden Lunge physiologisch und wirkt bei regionaler alveolärer Hypoventilation kompensatorisch. Durch die HPV wird der Blutfluss in minderbelüfteten Alveolargebieten reduziert und in gut ventilierte Lungenregionen umgeleitet. Eine dauerhafte alveoläre Hypoxie (z. B. bei Atemwegs- und Lungenerkrankungen oder beim Aufenthalt in großen Höhen) bewirkt eine Daueraktivierung des Mechanismus der HPV und ist damit in die Initiierung und/oder Aufrechterhaltung eines Bluthochdrucks im Lungenkreislauf involviert. Konsequenz der resultierenden Druck- und Widerstandserhöhung im pulmonalen Gefäßbett ist die Überlastung des rechten Ventrikels. Aufgrund anatomischer und physiologischer Besonderheiten sind Rinder und Schweine stärker prädisponiert, eine pulmonale Hypertonie bis hin zur Rechtsherzinsuffizienz (Cor pulmonale) zu entwickeln als andere Tierarten. Während die medikamentöse Unterstützung der Pumpleistung des Herzens bei Atemwegs- und Lungenerkrankungen von Kalb und Schwein eine sinnvolle therapeutische Maßnahme ist, muss die nicht-selektive Applikation von Vasodilatatoren als kontraindiziert angesehen werden, da hierdurch der Mechanismus der HPV außer Kraft gesetzt wird und pulmonale Gasaustauschstörungen verstärkt werden.