Agonistisches Verhalten von nicht kastrierten männlichen, weiblichen und kastrierten männlichen Mastschweinen unter LPA-Standard

Um Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration zu finden und zu bewerten, wurde geprüft, ob und in welcher Form sich die agonistischen Verhaltensweisen bei der Ebermast von denen der üblichen Masttiere unterscheiden und ob dadurch bei der Mast von Ebern tierschutzrelevante Probleme auftreten. In 3 Versuchsdurchgängen wurden insgesamt 216 Eber, 109 Kastraten und 108 weibliche Tiere (Piétrain x Baden-Württemberg Hybriden) bei getrennt geschlechtlicher und zeitgleicher Aufstallung (12 Tiere pro Bucht; 1,2 m 2 pro Tier; Vollspaltenboden; ad libitum Fütterung; Tier-Fressplatz-Verhältnis 12:1) untersucht. Die Mast erfolgte bis zu einer Schlachtmasse der Eber von rund 85 kg (E 85) bzw. 95 kg (E 95), bei den Kastraten (K) und weiblichen Tieren (W) generell bis zu 95 kg. Untersuchungsschwerpunkt dieser Arbeit war der Zeitpunkt des Rausschlachtens von 6 Tieren einer Gruppe. Die statistische Auswertung der metrischen Daten erfolgte mit einem linear gemischten Modell. Für die Analyse der Kategoriedaten wurde ein generalisiertes lineares gemischtes Modell (Schwellenwertmodell) eingesetzt. In den 24 Stunden vor dem Rausschlachten waren die Summen der aggressiven Interaktionen (AI) pro Bucht (MW +/- S) sowohl bei E85 als auch bei E95 (154,1 +/- 44,1 bzw. 141,6 +/- 36,9) signifikant höher als bei K (43,8 +/- 31,0) und W (46,9 +/- 23,6) (p < 0,05). Ein vergleichbares Ergebnis konnte für die 24 Stunden nach dem Rausschlachten für die verbleibende Gruppe von 6 Tieren festgestellt werden. Analog zur Gesamtsumme der aggressiven Interaktionen konnten signifikante Unterschiede bei 4 bzw. 3 der 5 Verhaltensparameter in Abhängigkeit vom Geschlecht ermittelt werden. Die Unterschiede im aggressiven Verhalten zeigten sich auch bei der Bonitur von 5 Körperregionen. Im Schinkenbereich betrugen beispielsweise die Anteile mit leichten Hautverletzungen bei E 27 %, während es bei K 4,5 % und bei W 1,3 % waren (p < 0,0005). Der Anteil der Tiere mit häufigeren oder größeren Hautverletzungen lag unter 3 %, tiefe Verletzungen, offene Stellen, Geschwüre, blutende Wunden oder gar Beinschäden traten überhaupt nicht auf. Die Ergebnisse zeigen, dass bei E im Vergleich zu K und W zwar eine signifikant höhere Anzahl agonistischer Interaktionen auftrat, die jedoch unter den gegebenen Haltungsbedingungen keine tierschutzrelevanten Probleme verursachten.

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