Salmonella Enteritidis : Das Geflügel und der Mensch – ist die Pandemie vorüber?

Salmonellen gehören weltweit zu den bedeutendsten bakteriellen Infektionserregern bei Menschen und Tieren und besitzen ein erhebliches Zoonosepotenzial. In den ersten 4 bis 5 Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts hatten beim Menschen die wirtsadaptierte Serovar Salmonella (S.) Typhi und beim Geflügel die wirtsadaptierte Serovar S. Gallinarum als Ursache für Salmonellosen und Salmonella-Infektionen weltweit die überragende Bedeutung. Ab den 1940er Jahren begann in vielen Ländern ein starker Anstieg von Infektionen mit nicht-wirtsadaptierten Salmonella-Serovaren sowohl beim Menschen als auch bei verschiedenen Tierarten. Trotz des breiten Spektrums in der Serovarverteilung bei Säugetieren, beim Geflügel und beim Menschen war S. Typhimurium in vielen Ländern (USA, Großbritannien, Deutschland), insbesondere zwischen 1950 und 1985 die mit großem Abstand am häufigsten nachgewiesene Serovar. Ab Mitte der 1980er Jahre wurde weltweit in zahlreichen Ländern ein in sehr kurzer Zeit erfolgender starker Anstieg von S. Enteritidis beim Menschen und beim Geflügel beobachtet. In Deutschland verringerte sich der Anteil von S. Typhimurium beim Menschen zwischen 1984 und 1986 von mehr als 40 % auf ca. 20 % und der Anteil von S. Enteritidis stieg in dem gleichen Zeitraum von ca. 5 % auf über 40 %. Bis zum Jahr 1992 erhöhte sich dieser Prozentsatz kontinuierlich auf über 75 %. Die Ursache für den weltweiten Anstieg der S.-Enteritidis-Infektionen beim Menschen war der Verzehr von mit S. Enteritidis kontaminierten Eiern und anderen Geflügelprodukten. Das besondere Vermögen von S. Enteritidis zu einer effektiven transovariellen Übertragung von den Elterntieren auf die Nachkommen hat vermutlich zu der sehr schnellen Ausbreitung in der Geflügelproduktion geführt. Aufgrund der sehr großen Bedeutung der vertikalen Erregerübertragung war die Schaffung Salmonella-freier Zuchtbestände, beginnend mit der höchsten Zuchtstufe, und Salmonella-freier Brütereien die unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Unterbrechung der Infektionskette. Kernpunkt der Bekämpfung ist ein effektives Hygieneregime zur Verhinderung der Einschleppung von Salmonellen in die Betriebe und die Vermeidung der Ausbreitung der Erreger im Bestand. Darüber hinaus stehen verschiedene prophylaktische Verfahren zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit der Tiere gegen eine Salmonella-Infektion zur Verfügung. S. Enteritidis war nicht nur in Deutschland (fast 24 % aller untersuchten Herden in 2004), sondern in nahezu allen Mitgliedsstaaten der EU (ca. 20 % aller untersuchten Herden in 2004) die dominierende Serovar bei Legehennen. Aufgrund der Etablierung effektiver Bekämpfungsprogramme in den Mitgliedsstaaten verringerte sich die Prävalenz von S. Enteritidis und S. Typhimurium bei Legehennen bis auf 3,5 % in der EU und in Deutschland auf 2,7 % bzw. 1,9 % in den Jahren 2008 bzw. 2010. Diese Entwicklung setzte sich in der Legehennenpopulation in Europa fort (2011: Prävalenz 1,5 % in Europa und 1,2 % in Deutschland) und findet seinen Niederschlag im weiteren Rückgang der Salmonella-Enteritidis-Infektionen des Menschen (153.000 in 2007; 95.000 in 2011) in der EU. Diese Ergebnisse erlauben die Schlussfolgerung, dass die seit Mitte der 1980er Jahre nahezu weltweit auftretende S.-Enteritidis-Pandemie beim Geflügel abklingt.

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