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Die zukünftige Rolle Chinas im Weltgetreidemarkt

China ist das bevölkerungsreichste Land der Erde, seine Wirtschaft ist kontinierlich gewachsen, und die Nachfrage nach Getreide expandierte entsprechend schnell zunächst für den direkten Nahrungsverbrauch, dann zur Verfütterung wegen der mit dem Einkommenswachstum verbundenen Ausdehnung der Nachfrage nach tierischen Erzeugnissen. Die Ausstattung des Landes mit Ackerflächen ist aber, verglichen mit den westlichen Industrieländern, sehr knapp. Aus diesen Gründen wird von Zeit zu Zeit die Befürchtung geäußert, China könnte den Weltmarkt für Getreide leerfegen. Seit Beginn der sechziger Jahre ist das Volumen des chinesischen Getreidemarktes von etwa 100 Mill. t auf fast 400 Mill. t gestiegen. Der Trend des gesamtes Verbrauchs stieg jährlich um 0,13 Mill. t schneller an als die Erzeugung, d.h. in 20 Jahren würde das Getreidedefizit des Landes um weniger als 3 Mill. t zunehmen; die Befürchtungen eines großen Getreidemangels werden durch die vergangene Entwicklung also nicht gestützt. Die chinesische Getreidepolitik hat großes Gewicht auf eine hohe Selbstversorgung gelegt. Seit Ende der siebziger Jahre wurde die staatliche Politik umorientiert. Davon betroffen war vor allem die Erzeugung, die in die Eigenverantwortung der wirtschaftenden Familien gestellt wurde. Interner und externer Handel blieben aber reglementiert und weitgehend in staatlicher Hand. Die künftige Entwicklung wird in einer Modellanalyse untersucht, in der der Weltgetreidemarkt in 31 Regionen und drei Produktgruppen unterteilt ist. Angebot, Nachfrage und Preise werden in ein räumliches Gleichgewicht gebracht, aus dem dann die Entwicklung für die kommende Periode aufgrund des Bevölkerungswachstums und Einkommenswachstums auf der Nachfrageseite, des technischen Fortschritts in der Getreideproduktion und der Veränderung der Politik auf der Angebotsseite in 5-Jahresschritten pronostiert wird. Die Analyse ergibt, daß China durch konsequente Förderung des technischen Fortschritts langfristig einen hohen Selbstversorgungsgrad am Getreidemarkt sichern kann. Bei geringem technischen Fortschritt und sehr hohem Wirtschafts- (= Einkommens-)-Wachstum würde China dagegen zum wichtigsten Getreideimporteur. Die immensen Probleme mit den maroden Staatsbetrieben und die traditionelle Ausrichtung der Getreidepolitik auf eine gesicherte Selbstversorgung sprechen aber gegen diese Variante. Die Entwicklung des chinesischen Getreideaußenhandels wirkt direkt auf Nordamerika und Ozeanien, indirekt aber auch auf die anderen Importeure und Exporteure über veränderte Wettbewerbsverhältnisse insbesondere an den Importmärkten in Lateinamerika, dem Nahen Osten und Afrika. Die notwendigen Anpassungen verteilen sich dadurch auf viele Länder und Gebiete und fallen deswegen für die einzelnen Regionen weniger drastisch aus.

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