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Mikro- oder makroökonomischer Ansatz? : ein unbeachteter Fehler in Sektormodellen

In diesem Artikel wird kurz auf die Mikrotheorie des Verbrauchs eingegangen und gezeigt, daß die unmittelbar verbraucherpreisbedingten Einkommenswirkungen nicht unbesehen auf die Gesamtwirtschaft übertragen werden können. Sofern dies dennoch geschieht, indem z.B. der verbraucherpreisbedingte Einkommenseffekt über entsprechende Preiselastizitäten berücksichtigt wird, ergeben sich Widersprüche zur Makrotheorie. Diese verlangt, daß Einkommensänderungen der gesamten Volkswirtschaft im Konsum wirksam werden. Anders als im mikrotheoretischen Ansatz sind Senkungen der Verbraucherpreise nicht stets einkommenssteigernd. Ob Preisvariationen einkommenssteigernd oder einkommensmindernd sind, hängt von den Weltmarktpreisen ab. In einem an die Kosten-Nutzen-Analyse angelehnten Ansatz, in dem preisbedingte Einkommenswirkungen auf Seiten der Verbraucher, des Staates und der Erzeuger berücksichtigt sind, werden für die preisbedingten Einkommensänderungen und Verbrauchsmengenänderungen Formeln angegeben, die sich mit der Makrotheorie vereinbaren lassen. Im Inland wird das Einkommen maximiert, wenn bestimmte optimale Preise herrschen, die sich unter Berücksichtigung der Terms of Trade-Effekte aus den Weltmarktpreisen ergeben. Abweichungen von diesen Preisen nach oben und nach unten mindern das Einkommen. Preisvariationen wirken um so stärker auf das Einkommen, je stärker Erzeugung und Verbrauch auf Preise reagieren und je weiter die Preise von ihrem Optimum entfernt sind. Damit kommt erwartungsgemäß zum Ausdruck, daß die Preise das Einkommen (real) nicht unmittelbar, sondern mittelbar über ihre Allikationswirkungen bestimmen. Bei optimalen Preisen bewirken marginale Preisänderungen im Inland praktisch keine Änderung des Einkommens. In Sektormodellen werden oft, ausgehend von einem Basisszenario, bestimmte Preise variiert. Für diesen Fall wird vorgeschlagen, die preisbedingten Einkommenswirkungen und Verbrauchswirkungen entsprechend den angegebenen Formeln zu ermitteln. Dazu werden u.a. die symmetrischen substititiven Preis-Mengen-Reaktionen und die Einkommen-Mengen-Reaktionen des Verbrauchs benötigt. Einkommenseffekte sind dann getrennt zu berücksichtigen. Eine implizite Berücksichtigung des verbraucherpreisbedingten Einkommenseffekts in den Preiselastizitäten führt in der Regel zu theoretischen Widersprüchen und wird deshalb abgelehnt. Sofern man sich unter Berücksichtigung sonstiger Unsicherheiten mit Näherungswerten begnügt, dürfte die symmetrische substitutive Preis-Mengenreaktion i.d.R. für die Berechnungen geeigneter sein als die gewöhnlich verwendete, welche preisbedingte Einkommensänderungen implizit berücksichtigt.

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