Ermittlung der volkswirtschaftlichen Kosten der Agrarmarktpolitik für die Bundesrepublik Deutschland zu Beginn der 80er Jahre

Die aus einkommenspolitischen Gründen betriebene Politik der Protektion des Agrarsektors hat auf vielen Märkten zu einem Überangebot geführt. Das Ziel der Einkommenssicherung für die Landwirtschaft wurde dennoch nicht erreicht, während die Fehllenkung von Ressourcen durch die Überproduktion die Notwendigkeit einer Änderung deutlich macht. In der Untersuchung geht es um die Frage, in welchem Umfang bei einer geänderten Agrarmarktpolitik die Kosten für Versorgung mit Agrarprodukten unter Berücksichtigung der agrarpolitischen Ziele reduziert werden können. Die bisher betriebene Agrarmarktpolitik hat vielen landwirtschaftlichen Betrieben trotz ungünstiger Bestandsgrößenstruktur in der Viehhaltung und trotz komparativer Kostennachteile bei vielen pflanzlichen Erzeugnissen den Fortbestand ermöglicht und damit zu hohen gesamtwirtschaftlichen Kosten der inländischen Agrarproduktion geführt. Eine kostengünstigere Versorgung mit Agrarprodukten ist auch unter Berücksichtigung des Ziels eines gesicherten Mindestangebots aus der inländischen Erzeugung und angemessener Faktorentlohnung zu erreichen, wenn nicht allein das bestehende Überangebot reduziert wird, sondern auch die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung verstärkt wahrgenommen werden. Danach ließen sich uner mittleren Produktions-, Nachfrage- und Weltmarktbedingungen zu Beginn der 80er Jahre je nach Opportinitätskosten der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte 3 bis 5 Mrd. DM einsparen, wenn die Agrarmarktpolitik durch Erweiterung der Importmöglichkeiten liberalisiert wird. Der Arbeitskräfteeinsatz in der Landwirtschaft würde sich um ca. 130.000 Einheiten vermindern. Bei den getroffenen Modellannahmen würden ca. 1,4 Mill. ha landwirtschaftliche Fläche weniger benötigt. Die Ergebnisse liefern wichtige Informationen für die politische Diskussion um die "Kosten der Agrarpolitik".