SMAFIRA - Auf der Suche nach Alternativmethoden
Versuche an Tieren dürfen nur dann durchgeführt werden, wenn sie für den zu erreichenden Zweck unerlässlich und die zu erwartenden Schmerzen, Leiden oder Schäden ethisch vertretbar sind. Jeder Tierversuch bedarf daher einer Genehmigung durch die zuständige Behörde. Ein wesentlicher Teil des Antrags auf Genehmigung ist der wissenschaftlich begründete Nachweis, dass der geplante Tierversuch nicht durch eine Alternativmethode ersetzt werden kann. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen daher in einer sorgfältigen Literaturrecherche prüfen, ob nicht für ihre wissenschaftliche Fragestellung bereits eine Alternativmethode existiert. Die Recherche nach möglichen Alternativmethoden ist allerdings oft sehr komplex und stellt die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor eine große Herausforderung.
In der Literatur sind unzählige Methoden beschrieben, die ohne den Einsatz lebender (Wirbel-)Tiere auskommen, wie beispielsweise ex vivo Versuche unter Verwendung von Organen oder Geweben, primäre Zellkulturen oder immortalisierte Zelllinien, Organoide, organ-on-a-chip Techniken, Computersimulationen oder Versuche mit niederentwickelten Tieren wie Drosophila-Fliegen und dem Fadenwurm C. elegans.
Die frei zugängliche Literaturdatenbank PubMed ist im Bereich der biomedizinischen Forschung für die Suche nach Fachliteratur sehr weit verbreitet. PubMed enthält derzeit über 37 Millionen kurierte und mit MeSH (Medical Subject Headings)-Termen indexierte Abstrakts. Für die spezifische Suche nach Alternativmethoden bietet PubMed z. B. die MeSH-Terms „animal testing alternatives“ und „animal use alternatives“ an. Allerdings liefert eine Recherche mit diesen MeSH-Terms nicht immer zufriedenstellende Ergebnisse.
Das Deutsche Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) hat vor diesem Hintergrund das Recherche-Tool SMAFIRA entwickelt, welches eine Versuchszweck-genaue Suche nach potentiellen Alternativmethoden in PubMed ermöglicht. SMAFIRA basiert auf KI-gestützten Methoden der Computerlinguistik und soll Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern anhand eines spezifischen Referenzdokuments die Suche nach möglichen Alternativmethoden erleichtern. Grundlage für die Suche sind die sogenannten similar articles, die PubMed zu dem Referenzdokument herausgibt. Diese similar articles werden mit SMAFIRA nach ihrer Relevanz neu gerankt und verschiedenen Kategorien wie in vivo, organs, primary cells, immortal cell lines, invertrebrates, humans und in silico zugeordnet. SMAFIRA bietet eine wertvolle Hilfestellung bei der Suche nach Alternativmethoden in PubMed, entbindet die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jedoch nicht davon, sich mit den einzelnen vorgeschlagenen Alternativmethoden auseinanderzusetzen.
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