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Tierschutz first? Wie wichtig sind unterschiedliche Nachhaltigkeitsaspekte in der Nutztierhaltung: Ein systematischer Vergleich

Die landwirtschaftliche Nutztierhaltung steht seit Jahren in der öffentlichen Kritik. Insbesondere die vorherrschenden intensiven Haltungsbedingungen werden von weiten Teilen der Gesellschaft kritisiert und sind auch aus tierwissenschaftlicher Sicht stark verbesserungsbedürftig. Mittlerweile ist aber auch hinreichend bekannt, dass die landwirtschaftliche Nutztierhaltung nicht nur negative Auswirkungen auf das Tierwohl, sondern auch auf Umwelt, Klima oder die menschliche Gesundheit hat. Vor diesem Hintergrund ergeben sich unterschiedliche Zielkonflikte, die eine nachhaltige und zukunftsorientierte Transformation des Sektors erschweren. Gerade die Verbesserung des Tierwohls stellt eine komplexe Aufgabe dar, bei der mögliche Zielkonflikte auch aus gesellschaftlicher Sicht identifiziert und bewertet werden müssen, um dem zunehmenden Akzeptanzverlust entgegenzuwirken. Daher hat die vorliegende Studie in einer Online-Befragung mit Hilfe der Methoden des Best-Worst Scaling (BWS) und Rankings untersucht, wie wichtig den Menschen in Deutschland verschiedene relevante Aspekte in der Nutztierhaltung im Konfliktfall sind. Dabei wurde nicht nur die Bewertung von Aspekten verschiedener Zielkategorien wie Tier-, Umwelt- und Klimaschutz oder menschliche Gesundheit betrachtet, sondern auch einzelne Teilaspekte innerhalb des Tierschutzes bzw. Tierwohls für Mastschweine, Milchkühe, Masthähnchen und Legehennen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Befragten unabhängig von der Tierart oder der verwendeten Methode dem Tierschutz und der menschlichen Gesundheit eine höhere Priorität einräumen als anderen Nachhaltigkeitsaspekten und insbesondere Produkteigenschaften. Hinsichtlich des Tierwohls wurden bei allen Tierarten die Aspekte gute Haltungsbedingungen, gute Versorgung mit Futter und Wasser und gute Tiergesundheit am höchsten gewichtet. Die Ergebnisse leisten einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung politischer Rahmenbedingungen, die auf eine nachhaltige und gesellschaftlich akzeptierte Transformation der derzeitigen landwirtschaftlichen Nutztierhaltung abzielen.

Livestock production has been subjected to public criticism for many years. In particular, the intensive housing conditions are criticized by large parts of the public and also need improvement from a scientific point of view. However, there is evidence that livestock production does not only affect animal welfare, but also the environment, climate and human health. This leads to a number of trade-offs that challenge a sustainable and future-oriented transformation of the sector. In particular, improving animal welfare is a complex task where potential trade-offs need to be identified and evaluated from a societal perspective to address the increasing loss of acceptance. Therefore, this study investigates how important different aspects of livestock production are for German citizens in a conflict situation using best–worst scaling and ranking in an online survey. In addition to assessing aspects of different target categories such as animal welfare, environmental and climate protection or human health, individual sub-aspects within animal welfare are also considered for 4 animal species: fattening pigs, dairy cows, broilers and laying hens. Results show that, regardless of the species or method used, citizens give higher priority to animal welfare and human health than to other sustainability aspects, and in particular to product attributes. Regarding animal welfare, good housing conditions, good supply of food and water and good health conditions were the most important aspects. The results provide a valuable contribution to the development of policy frameworks aimed at a sustainable and socially acceptable transformation of current livestock production.

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