Status Quo der Fauna von Insekten mit aquatischen Lebensphasen – Erhebungen innerhalb des Projekts "FInAL – Förderung von Insekten in Agrarlandschaften"

Die Fragmentierung und Homogenisierung von Landschaften und der damit einhergehende Verlust von Habitaten sowie die Intensivierung der Landwirtschaft mit einseitigen Fruchtfolgen, dem häufigen Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln und mineralischen Düngemitteln hat zu einem Rückgang der biologischen Vielfalt auf landwirtschaftlichen Flächen geführt. Das Projekt FInAL hat das Ziel, die biologische Vielfalt von Insekten in der Agrarlandschaft zu fördern. In sogenannten Landschaftslaboren, Experimentierräumen mit realweltlichen Bedingungen, werden auf Basis von partizipativ entwickelten, regionalspezifischen Transformationspfaden Maßnahmen zur Förderung verschiedener Insektengruppen im Landschaftskontext umgesetzt. So sollen beispielsweise Nahrungsressourcen für Insekten geschaffen und Störungen reduziert werden. Gleichzeitig sollen die Maßnahmen für die Landwirte und Landwirtinnen ökonomisch umsetzbar sein. Zur Durchführung wurden drei Forschungslandschaften mit jeweils zwei Landschaftsausschnitten, d. h. Landschaftslabor und Referenzlandschaft ohne Transformationsziel, von 3x3 km ausgewählt. Die drei ausgewählten Regionen sind das Havelländische Luch in Brandenburg, der Elm in Niedersachen und das Rottal in Bayern. In diesen drei Regionen wird seit 2021 ein breit angelegtes Monitoring durchgeführt. Die ersten Aufnahmen (2021) dienen als eine Beschreibung des Status quo in den Landschaften. Die weiteren Beprobungen über die folgenden Jahre sollen den Zustand während der Transformation beschreiben und so eine Abschätzung der Wirksamkeit der durchgeführten Maßnahmen auf Landschaftsebene möglich machen. Dieser Zustandsbericht stellt die Ergebnisse der Zusammensetzung der Insektengemeinschaften in den Gewässern und den Zustand der Gewässerhabitate im Jahr 2021 dar. In den drei Regionen wurden in ausgewählten kleinen Stand- und Fließgewässern Kescherproben (Insekten) und Schöpfmischproben (Wasser) entnommen. Die Insektenproben wurden sortiert und, wenn möglich, bis auf die Art bestimmt. In den Wasserproben wurden Pflanzenschutzmittelrückstande und Nährstoffkonzentrationen analysiert. Zudem wurden im Feld Begleitparameter, wie z. B. die elektrische Leitfähigkeit, aufgenommen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Regionen und die Gewässertypen (Standgewässer/Gräben und Fließgewässer) faunistisch unterschiedlich sind. Mit Ausnahme der Standgewässer und Gräben in der Region Elm dominieren die Dipteren die Gemeinschaftszusammensetzungen der Insekten. Einige Arten, welche auf der Vorwarnliste stehen, als selten oder als tendenziell rückläufig im Bestand eingeschätzt werden, konnten in den Regionen nachgewiesen werden und deuten auf ein Potenzial zur Förderung dieser Arten hin. Dennoch zeigen die Wirkstofffunde und die Toxizitätswerte der Wasserproben, dass weitere Maßnahmen zum besseren Schutz der Gewässerhabitate notwendig sind. Besonders kritisch sind die Funde von Imidachloprid und Clothianidin (Neonicotinoide) zu bewerten und zukünftig weiter zu verfolgen, da die Eintrags- und Transportpfade in die Gewässer bisher unbekannt sind. Die Zusammenfassung der bisher durchgeführten Maßnahmen zeigt, dass die Maßnahmen bislang nicht unmittelbar auf die Förderung einzelner aquatischer Arten oder Gruppen abzielen, jedoch zum Schutz des Gewässerhabitats beitragen können. Um die Wirksamkeit der Maßnahmen in Zukunft besser einschätzen zu können und zielgerichtete Maßnahmen zu entwickeln, werden am Ende des Berichts ausgewählte mögliche Leitarten in Steckbriefen vorgestellt.