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Perspektiven und Grenzen der Unkrautregulierung bei Linsen (Lens culinaris) im Ökologischen Landbau

Zugehörigkeit
Universität Hohenheim, Institut für Kulturpflanzenwissenschaften, Stuttgart, Deutschland
Gruber, Sabine;
Zugehörigkeit
Universität Hohenheim, Institut für Kulturpflanzenwissenschaften, Stuttgart, Deutschland
Wahl, Elli;
Zugehörigkeit
Universität Hohenheim, Institut für Kulturpflanzenwissenschaften, Stuttgart, Deutschland
Zikeli, Sabine;
Zugehörigkeit
Universität Hohenheim, Institut für Kulturpflanzenwissenschaften, Stuttgart, Deutschland
Claupein, Wilhelm

Der Anbau von Linsen (Lens culinaris) stellt in Deutschland derzeit noch eine Nische dar; dieses ist auch darauf zurückzuführen, dass der wissenschaftlich-technische Fortschritt im Bereich der Unkrautregulierung unter ökologischen Bedingungen durch die lange Anbaupause von ca. 50 Jahren hierzulande nicht stattfand. Eine Zusammenstellung von Verfahren zur Unkrautregulierung in Linsen aus 1. der Historie des Linsenanbaus in Mittel­europa sowie 2. aus aktuellen Studien internationaler Arbeitsgruppen soll in einer Literaturübersicht Möglichkeiten aufzeigen, Konzepte für die Unkrautregulierung unter mitteleuropäischen Bedingungen im Ökologischen Landbau zu entwickeln, um den Linsenanbau auszuweiten.

Als indirekte Verfahren der Unkrautregulierung in Linsen werden Saatgutreinheit, Fruchtfolge, Sortenwahl, Grundbodenbearbeitung, Saattermin, Bestandesdichte sowie Wahl der Stützfrucht für den Mischanbau diskutiert. Umsetzbar erscheint nach den dazu zusammengestellten Ergebnissen eine Anpassung der Fruchtfolge mit einem Ausbau der Stellung von Linsen nach Hackfrüchten. Die überkommene Vorstellung, erfolgreicher Linsen­anbau gelänge nur auf marginalen Standorten, muss hierbei kritisch hinterfragt werden. Die Erhöhung der Saatstärke bzw. der Bestandesdichte ist eine aussichts­reiche und einfach zu realisierende Maßnahme, um die Konkurrenzfähigkeit des Linsenbestandes bzw. -gemenges durch hohe Biomasseproduktion und hohen Deckungsgrad der Kulturpflanzen zu verbessern.

Speziell im Mischanbau ließe sich der Anteil einer in der Regel konkurrenzstärkeren Stützfrucht (meistens Getreide) erhöhen, um eine Unkrautunterdrückung ohne gravierende Ertragseinbußen bei den Linsen zu erzielen. Eine frühe Aussaat im Frühjahr kann durch den sich dann stark entwickelten Kulturpflanzenbestand unkrautunterdrückend sein. Da die Grundbodenbearbeitung im Ökologischen Landbau überwiegend mit dem Pflug erfolgt, ist aus dieser Sicht eine hinlängliche Unkrautregulierung bereits gegeben.

Als direkte Verfahren werden mechanische und thermische Verfahren diskutiert. Abflammen oder Solarisation erscheinen für Deutschland auf Grund der Kosten bzw. des Klimas nicht realistisch. Ähnlich unrealistisch sind in industrialisierten Ländern aus Kostengründen Unkrautjäten und Handhacke, obwohl diese Verfahren effektiv sind. Drei realistische Strategien wurden für die mechanische Unkrautregulierung im Ökologischen Landbau herausgearbeitet: 1. vergleichsweise späte Aussaat und mehrfaches Abschleppen der Fläche vor der Saat zur Stimulierung der Keimung von keimbereiten Samen („Falsches Saatbett“); 2. tiefe Saatgutablage und Blindstriegeln; 3. Hacken (bei weitem Reihenabstand) oder Striegeln. Bei der mecha­nischen Bearbeitung im Bestand ist zu prüfen, ob bei steinigen Böden später Ernteprobleme durch Steine auf der Bodenoberfläche auftreten.

Die Vielzahl der vorgestellten Verfahren zur nicht-chemischen Unkrautregulierung im Linsenanbau erlaubt den Anbauern, individuelle Strategien zu entwickeln, die an die jeweiligen lokalen betrieblichen Bedingungen angepasst sind. Die meisten dieser Strategien lassen sich dann auch in anderen Kulturen im Ökologischen Landbau einsetzen.

The cultivation of lentils (Lens culinaris) is currently a niche production in Germany, because agronomic knowledge about weed control has been lost during the last decades, and because the traditional knowledge was not adapted to modern cropping conditions.

A compilation of strategies for weed control from Central European history and from studies of other countries with modern lentil cropping systems should reveal options to develop concepts for weed control in Central European organic farming. Indirect strategies for weed control are discussed in the current paper, namely crop rotation, clean seed, varieties, primary tillage, sowing date, crop density and companion crops for lentils grown in mixed cropping systems. Considering the crop rotation, root and tuber crops such as potatoes or beet roots seem suitable as preceding crops because they provide comparatively weed free fields for following lentils. The adoption of this crop sequence needs to revise traditional thinking, in particular the assumption that lentils grow best only on marginal lands. The increase of crop densities seems useful to improve the competition ability with weeds by high biomass production and land cover. In mixed cropping systems, an increased share of companion crops (usually cereals) can suppress weeds without relevant decrease in lentil yield. Direct measures discussed in the paper are mechanical and thermal measures. Flame weeding and solarisation do not seem useful for Central Europe because of high costs and an unsuitable climate. Hand-weeding or hand-hoeing are not realistic in industrialized countries with high labor costs, though these measures turned out to be quite effective in field trials. Three promising strategies were revealed in the study for direct mechanical weed control: 1. sowing in late spring, with preceding false seedbed techniques to stimulate weed emergence; 2. deep sowing of lentils to delay emergence, and “blind” harrowing before the seeds have emerged to destroy weeds; 3. increased row spacing, and hoeing or harrowing (curry combing). In case hoes or harrows are used, possible harvesting problems have to be considered resulting from stones at the soil surface. Plenty of options were shown to control weeds in lentils effectively without the use of herbicides. From this set of management strategies, growers can easily select suitable methods according to their specific farm conditions. The strategies can also be used for other crops in organic farming.

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