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Was Professor Hase noch nicht wusste: Biologische Bekämpfung von Vorratsschädlingen mit der Lagererzwespe: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Zugehörigkeit
Universität Hohenheim, Institut für Zoologie, Fachgebiet Tierökologie, Stuttgart, Deutschland
Steidle, Johannes L. M.;
Zugehörigkeit
Universität Hohenheim, Institut für Zoologie, Fachgebiet Tierökologie, Stuttgart, Deutschland
Niedermayer, Steffi

Die Erzwespe Lariophagus distinguendus (Lagererzwespe) entwickelt sich als Ektoparasitoid an den Larven einer Reihe von Vorratsschädlingen. Daher wurde bereits 1919 durch Prof. Dr. Albrecht Hase an der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft ihre Verwendung zur Bekämpfung dieser Schädlinge vorgeschlagen. Nach russischen Arbeiten aus den 1930er Jahren, u.a. auch zur Wirtsfindungsfähigkeit von L. distinguendus, folgten ausgiebige Studien zur Biologie dieser Art in den 1950er Jahren durch Kashef und in den 70er und 80er Jahren durch van den Assem, Bellows und Charnov. Letztere machten L. distinguendus als Modellorganismus für verhaltensbiologische Fragestellungen berühmt. Anfang der 90er Jahre untersuchte eine koreanische Gruppe v.a. die ökologische Wechselwirkung der Art mit ihren Wirten und konkurrierenden Arten. Insbesondere der Bedarf an alternativen, umweltfreundlichen Methoden zur Schädlingsbekämpfung auch im Vorratsschutz führte dazu, dass ab 1994 die Idee der biologischen Schädlingsbekämpfung mit L. distinguendus wieder aufgegriffen wurde. Die Arbeiten wurden in enger Kooperation zwischen der Angewandten Zoologie der FU Berlin, dem ehemaligen Institut für Vorratsschutz der Biologischen Bundesanstalt und der Berliner Firma BiP-Biologische Beratung bei Insektenproblemen durchgeführt. Sie zeigten, dass L. distinguendus Kornkäfer bis zu 4 m tief in gelagertem Getreide finden kann und in der Lage ist, die Populationsentwicklung von Kornkäfern um bis zu 94% zu unterdrücken und führten dazu, dass die Lagererzwespe inzwischen bei einer Reihe von Anbietern kommerziell erhältlich ist. Aktuelle Arbeiten, v.a. am Institut für Zoologie der Universität Hohenheim in Stuttgart, befassen sich mit der Optimierung der Freisetzung durch Verwendung einer Zuchtbox, welche in das Lager gestellt werden kann, sowie den Möglichkeiten der Bekämpfung von Schädlingen auch im Leerraum und in Abhängigkeit von extremen Umgebungstemperaturen im Winter und im Sommer.

The Pteromalid wasp Lariophagus distinguendus develops as ectoparasitoid in larvae of several stored product pests. Therefore, in 1919 Prof. Dr. Albrecht Hase from the Bio­logische Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin suggested its use for the Biological Control of these pests. Russian studies on the host finding ability of L. distinguendus in the 30ties were followed by extensive studies on several aspects of the biology of the species in the 50ties by Kashef and in the 70ties and 80ties by van den Assem, Bellows and Charnov. The latter made L. distinguendus famous as model organism in behavioural biology. Around the beginning of the 90ties a group from Korea studied the ecological interaction of L. distinguendus with its hosts and with competitors. Due to the need of alternative, environmentally friendly methods for the control of stored product pests, the idea of Biological Control with L. distinguendus was revived in 1994 in Berlin by scientists from the Angewandte Zoologie of the Freie Universität Berlin, the former Institut für Vorrats­schutz der Biologischen Bundesanstalt, and the company BiP-Biologische Beratung bei Insektenproblemen. Their studies revealed that L. distinguendus is able to locate granary weevil infested grains up to 4 m deep in the grain, and that it is able to reduce population growth of granary weevils by 94%. Based on these results, L. distinguendus is commercially available by several companies. Current studies on L. distinguendus are conducted at the Institut für Zoologie of the Universität Hohenheim in Stuttgart. The goal is to improve the mode of application by using a rearing box, which can be placed in the grain store. Furthermore, the use of L. distinguendus in empty grain stores to control residual populations and its dependence from extreme temperatures in summer and winter is studied.

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