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Auswirkung der Verwendung von standardisierten Werten für Tiergewichte und Tagesdosis bei der Berechnung betrieblicher Therapiehäufigkeiten auf das Benchmarking im Deutschen Antibiotikaminimierungskonzept

Das mit der 16. Novelle des Arzneimittelgesetzes im Jahr 2014 eingeführte Antibiotikaminimierungskonzept definiert ein Benchmarkingsystem, das für sechs Nutzungsarten (Mastkälber, Mastrinder, Mastferkel, Mastschweine, Masthühner, Mastputen) gilt. Betriebe derselben Nutzungsart werden auf Basis ihrer betrieblichen Therapiehäufigkeit mit antibiotisch wirksamen Substanzen in halbjährlichem Rhythmus miteinander verglichen und anhand von zwei Kennzahlen eingruppiert. Betriebe oberhalb von Kennzahl 1 (Median der betrieblichen Therapiehäufigkeiten) sollen unter tierärztlicher Beratung nach Maßnahmen suchen, um ihren Antibiotikaeinsatz zu reduzieren, und Betriebe oberhalb von Kennzahl 2 (drittes Quartil der betrieblichen Therapiehäufigkeiten) sind verpflichtet, entsprechende Maßnahmenpläne den Überwachungsbehörden vorzulegen. Wir zeigen anhand von Daten aus dem 2. Halbjahr 2017, dass eine Schätzung der tatsächlichen Therapiehäufigkeiten mithilfe von standardisierten Werten für Tiergewichte und Tagesdosis zu Verschiebungen bei der Eingruppierung der Betriebe bezüglich der Kennzahlen führen würde. Diese Verschiebungen wären am stärksten ausgeprägt bei Masthühnern (41,8 % der Betriebe würden falsch eingruppiert, also entweder besser oder schlechter gestellt), gefolgt von Mastputen (37,6 %), Mastferkeln (15,3 %), Mastschweinen (11 %) und Mastkälbern (6,6 %). Lediglich bei Mastrindern käme es aufgrund des hohen Anteils an Betrieben ohne Antibiotikaeinsatz nicht zu falschen Eingruppierungen. Um ein gerechtes und zielführendes Benchmarking von Betrieben zu gewährleisten, ist daher die aufwendigere Ermittlung der tatsächlichen Therapiehäufigkeit, wie derzeit im Arzneimittelrecht vorgeschrieben, in den meisten Nutzungsarten einer geschätzten Therapiehäufigkeit vorzuziehen. Die für eine präzisere Berechnung erforderliche Erfassung der Tiergewichte und der Dosierung wäre mit einem sehr hohen Aufwand verbunden, und würde keinen angemessenen Vorteil bringen.

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