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Agrarumweltleistungen durch ergebnisbasierte und kollektive Vertragslösungen - Erkenntnisse aus Befragungen in Österreich und Deutschland

In dieser Studie stellen wir die Befragungsergebnisse aus Deutschland und Österreich zu zwei bisher in diesen Ländern noch wenig in der Praxis etablierte Agrarumweltmaßnahmen vor, nämlich den ergebnisbasierten und den kollektiven Agrarumweltschutz. Es wurden Landwirt*innen und Stakeholder*innen getrennt befragt. Die zwei Befragungen pro Land erfolgten im Frühjahr 2021 zu einem Zeitpunkt, wo der europarechtliche Rahmen für die GAP nach 2022 bereits bekannt war. In diesem wird sowohl die ergebnisbasierte Bezahlung als auch die kollektive Umsetzung als Option für Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) angeboten. Noch nicht veröffentlicht waren zum Zeitpunkt der Befragung die jeweilige nationale Ausgestaltung der GAP.
Über Agrarumweltmaßnahmen werden Landwirt*innen auf vertraglicher Basis für Umwelt- und Klimaleistungen vergütet. Landwirt*innen werden sich nur für eine für sie freiwillige Teilnahme entscheiden, wenn die Maßnahmen für sie attraktiv sind. Um herauszufinden, welche Vertragscharakteristika die Bereitschaft zur Teilnahme an den beiden hier untersuchten Vertragstypen positiv beeinflussen, wurden Landwirt*innen in Österreich und in Deutschland online befragt. Zudem wurden Meinungen zu Praktikabilität und Wirtschaftlichkeit von ergebnisbasierten und kollektiven Verträgen abgefragt. Insgesamt konnten 152 Fragebögen aus Österreich und 146 aus Deutschland ausgewertet werden. Da eine Vielzahl von Akteur*innen an der Konzeption, Umsetzung und/oder Begleitung von AUKM beteiligt ist, wurden zudem Stakeholder*innen in Österreich und Deutschland schriftlich befragt. Die Stakeholder*innen sollten ferner angeben, welche externen, von den Landwirt*innen selbst nicht beeinflussbaren Faktoren ihrer Meinung nach eine Teilnahme an ergebnisbasierten bzw. kollektiven Verträgen hemmen bzw. fördern. Hierzu wurde der ursprünglich für strategische Unternehmensentscheidungen entwickelten PESTLE1-Ansatz auf diese Fragestellung adaptiert. Auf diese Weise war es möglich, dezidiert zu untersuchen, welche politischen, ökonomischen, sozialen, technologischen, rechtlichen sowie Umweltfaktoren bei ergebnisbasierten bzw. kollektiven Verträgen eine Rolle spielen. Es konnten 34 Fragebögen von Stakeholder*innen aus Österreich und 51 aus Deutschland ausgewertet werden.
Sowohl österreichische als auch deutsche Landwirt*innen bevorzugen den ergebnisbasierten Vertragstyp für eine zukünftige Teilnahme gegenüber anderen neuartigen Vertragstypen wie kollektiven, wertschöpfungsketten-orientierten Verträgen und Pachtverträgen mit Umweltauflagen . Spezifische Vertragscharakteristika sind hierbei von entscheidender Bedeutung. Der Anteil an Landwirt*innen, welche angaben, wahrscheinlich bzw. sehr wahrscheinlich an ergebnisbasierten Verträgen teilzunehmen, war deutlich höher als beim kollektiven Vertrag. Auch hinsichtlich der praktischen Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit wurde der ergebnisbasierte Vertrag von Landwirt*innen und Stakeholder*innen sowohl aus Österreich als auch aus Deutschland besser bewertet als der kollektive Vertrag. Unterschiede in den Ländern gibt es vor allem bezüglich der Einschätzung der österreichischen Stakeholder*innen, was die praktische Umsetzbarkeit des kollektiven Vertrags betrifft. Hier gab es besonders wenig Zustimmung. In beiden Ländern schätzen die Stakeholder*innen die Wirtschaftlichkeit bei kollektiven Verträgen deutlich höher ein als die Landwirt*innen. Umweltaspekte, die sich laut Stakeholder*innen und Landwirt*innen mit einem ergebnisbasierten Vertragstyp gut verbessern lassen, sind „Biodiversität“ und „Landschaft und Landschaftsbild“, aber auch die „Bodenqualität“ wurde relativ häufig genannt. Bei kollektiven Verträgen nannten alle Parteien am häufigsten „Landschaft und Landschaftsbild“, gefolgt von „Biodiversität“. Zudem können deutsche Stakeholder*innen sich gut vorstellen, dass kollektive Verträge geeignet sind, die „Wasserqualität“ zu verbessern.
Hinsichtlich der externen Faktoren, die nach Ansicht der befragten Stakeholder*innen die Einführung und Teilnahme von Landwirt*innen an ergebnisbasierten und kollektiven Verträgen beeinflussen, decken die Antworten ein breites Spektrum an hemmenden und fördernden Faktoren ab. Für ergebnisbasierte Verträge wurden wirtschaftliche Faktoren am häufigsten genannt, insbesondere eine nachvollziehbare Prämienberechnung sowie eine angemessene finanzielle Vergütung; für kollektive Ansätze waren es soziale Faktoren. Die Berechnung der Prämien in ergebnisbasierten Verträgen wurde als schwierig erachtet, da Umweltergebnisse nicht immer sofort sichtbar sind oder den einzelnen Landwirt*innen zugeordnet werden können. Auch können (extreme) Wetterereignisse die Umweltergebnisse beeinflussen, wodurch die Zahlungen an die Landwirt*innen gefährdet werden. Um solche Schwierigkeiten zu überwinden, wurden Kombinationen aus Grundvergütung und zusätzlicher Leistungsvergütung oder gestaffelte Zahlungen für das Erreichen von Zwischenzielen vorgeschlagen. Bei kollektiven Ansätzen wird eine positive Gruppendynamik als entscheidend für den Erfolg angesehen. „Gemeinsam“ und „Wir-Gefühl“ wurden als Kernvoraussetzungen für ein gutes Funktionieren genannt. Auch Vertrauen innerhalb der Gruppe von Landwirt*innen sowie zu den beteiligten Behörden und weiteren Akteur*innen werden als förderlich erachtet. Als großes Hindernis bei kollektiven Ansätzen nannten mehrere Teilnehmer*innen den zusätzlichen Koordinierungs- und Kommunikationsaufwand, der eine angemessene Finanzierung erfordert. Klare Regeln und eine klar definierte Aufgabenverteilung wurden ebenfalls hervorgehoben, u. a. um Trittbrettfahrerverhalten zu vermeiden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die vergleichende Betrachtung der Einstellungen und Meinungen der deutschen und österreichischen Landwirt*innen es erlaubte, vertragsspezifische Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen beiden Ländern herauszuarbeiten. Unterschiede zeigen sich u. a. bei der künftigen Teilnahmebereitschaft und der Einschätzung der Eignung von ergebnisbasiertem bzw. kollektivem Vertrag zum Schutz ausgewählter Umweltgüter.

In this report we present the survey results from Germany and Austria on two agri-environmental measures that are not yet well established in practice in these countries, namely result-based and collective environmental protection. Farmers and stakeholders were surveyed separately. The two questionnaires per country were conducted in spring 2021 at a time when the European legal framework for the CAP after 2022 was already known. In this framework, both result-based payment and collective implementation are offered as options for agri-environmental and climate measures (AECM). At the time of the survey, the respective national arrangements of the CAP had not yet been published.
Agri-environmental measures compensate farmers for environmental and climate services on a contractual basis. Farmers will only decide to participate on a voluntary basis if the measures are attractive to them. Within the framework of Agri-environmental measures compensate farmers for environmental and climate services on a contractual basis. However, farmers will only decide to participate on a voluntary basis if the measures are attractive to them. In order to find out which contractual characteristics positively influence the willingness to participate in the two types of contracts examined here, farmers in Austria and in Germany were surveyed online. In addition, the opinions on the practicability and economic efficiency of the result-based and collective contracts were surveyed. A total of 152 surveys from Austria and 146 from Germany were analysed. Since a large number of stakeholders are involved in the conception, implementation and/or monitoring of AECM, stakeholders in Austria and Germany were also interviewed in writing. Stakeholders were also asked to indicate which external factors, beyond the control of the farmers themselves, they believe inhibit or encourage participation in result-based or collective contracts. For this purpose, the PESTLE2 approach, originally developed for strategic business decisions, was adapted to this question. In this way, it was possible to explore in detail which political, economic, social, technological, legal and environmental factors play a role in result-based or collective contracts. 34 questionnaires from stakeholders in Austria and 51 from Germany were analysed.
Both Austrian and German farmers prefer the result-based contract type for future participation over other new types of contracts such as collective, value chain-oriented contracts and land leases with environmental requirements. Specific contract characteristics are of crucial importance here. The proportion of farmers who indicated that they were likely or very likely to participate in result-based contracts was significantly higher than for the collective contract. The result-based contract was also rated better than the collective contract in terms of practical feasibility and economic efficiency by farmers as well as stakeholders from both countries. There are differences in the countries especially in the assessment of the Austrian stakeholders regarding the practical feasibility of the collective contract. There was particularly little agreement here. In both countries, stakeholders rate the economic efficiency of collective agreements significantly higher than farmers. Environmental aspects that stakeholders and farmers say can be improved well with a result-based contract type are "biodiversity" and "landscape and scenery", but "soil quality" was also mentioned relatively often. In collective contracts, all parties mentioned "landscape and scenery" most frequently, followed by "biodiversity". Moreover, German stakeholders can well imagine that collective contracts are suitable for improving "water quality".
In terms of the external factors that the stakeholders surveyed believe to influence farmers' adoption and participation in result-based and collective contracts, the responses cover a wide range of hindering and facilitating factors. For result-based contracts, economic factors were most frequently mentioned, especially a comprehensible premium calculation as well as adequate financial remuneration; for collective approaches, it was social factors. The calculation of premiums in result-based contracts was considered difficult, as environmental results are not always immediately visible or attributable to individual farmers. In addition, (extreme) weather events can affect environmental outcomes, putting payments to farmers at risk. To overcome such difficulties, combinations of basic payments and additional performance payments or staggered payments for reaching intermediate targets have been proposed. In collective approaches, a positive group dynamic is seen as crucial for success. "Together" and "we-feeling" were mentioned as core prerequisites for a good functioning. Trust within the group of farmers as well as with the authorities and other actors involved is also seen as conducive. As a major obstacle to collective approaches, several participants mentioned the additional coordination and communication effort that requires adequate funding. Clear rules and a clearly defined distribution of tasks were also emphasised, among other things to avoid free-rider behaviour.
In summary, the comparative examination of the attitudes and opinions of German and Austrian farmers made it possible to identify contract-specific commonalities and differences between the two countries. Differences become apparent, inter alia, in the future willingness to participate and the assessment of the suitability of result-based or collective contracts for the protection of selected environmental goods.

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