Sozial erwünschtes Bewusstsein für biologische Vielfalt? : Ein neuer Zugang zu einem bekannten Problem mit normativ aufgeladenen Befragungsthemen
„Biologische Vielfalt“ ist ein besonderer Begriff, der komplexeVorstellungen vom „Reichtum des Lebens“ auf eine wissenschaftliche Formel bringtund zugleich diesen Reichtum als erstrebenswerten Zustand markiert. Seit Anfangder 1990er Jahre fungiert das Meta-Narrativ „bedrohte Biodiversität“ als sinnstif-tendes Moment internationaler Umweltpolitik. Dass die Einstellungsmessungen,die das „Bundesamt für Naturschutz“ seit 2009 in zweijährigem Turnus zum gesell-schaftlichen Bewusstsein über biologische Vielfalt durchführen lässt, durch sozialeErwünschtheit kontaminiert sind, ist bekannt. Da bisherige Analysen entwederexplizit oder implizit davon ausgehen, dass die Form der Verzerrung gleichförmigverläuft, sind Aussagen bzgl. Zusammenhängen und Gruppenvergleichen gefährdet.Kausale Machine-Learning-Verfahren eröffnen für die zugrunde liegende statistischeProblematik einen neuen analytischen Zugang. Mit ihnen kann aufgedeckt werden,wie kausale Effekte variieren und welche Größen mit dieser Variation so im Zusam-menhang stehen, dass sie Effektdifferenzen erklären können. In unserem konkretenFall zeigen wir anhand von Causal-Forest-Modellen, dass der Einfluss von SozialerErwünschtheit auf Einstellungsmuster und Verhaltensintentionen zur biologischenVielfalt systematisch variiert, wobei diese Effektheterogenität maßgeblich in nicht-linearer Weise mit dem Alter der Interviewees assoziiert ist. Darüber hinausgehendstellen wir dieses Verfahren als methodische Innovation zur Qualitätssicherung beinormativ aufgeladenen Befragungsthemen vor.
"Biodiversity" is a particular term that brings complex ideas of the "abundance of life" to a scientific formula and at the same time marks it as a desirable state. Since the early 1990s, the meta-narrative "threatened biodiversity" has functioned as a meaningful moment of international environmental policy. It is well known that the attitude surveys on social awareness of biodiversity, which the "Bundesamt für Naturschutz" (Federal Agency for Nature Conservation) has had conducted every two years since 2009, are contaminated by social desirability. Since previous analyses either explicitly or implicitly assume that the form of bias is uniform, statements regarding associations and group comparisons are at risk. Causal machine learning methods open up a new analytical approach to the underlying statistical problem. They can be used to uncover how causal effects vary and which variables are related to this variation in such a way that they can explain effect differences. In our specific case, we use causal forest models to show that the influence of social desirability on attitude patterns and behavioral intentions about biodiversity varies systematically, with this effect heterogeneity being significantly associated with the age of the interviewees in a non-linear manner. Furthermore, we present this procedure as a methodological innovation for quality assurance in normatively charged survey topics.
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