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Regionalwirtschaftliche Auswirkungen einer Reduzierung der Tierhaltung in Konzentrationsgebieten : Abschlussbericht zum Projekt ReTiKo

Die Vieh- und Fleischwirtschaft trägt erheblich zum wirtschaftlichen Wachstum im Nordwesten Deutschlands bei. BeobachterInnen gehen aber davon aus, dass ihr sektorales Wachstum in Zukunft durch Ressourcenknappheit und eine stärkere Regulierung der Viehdichte sowie anderer Produktionsaspekte begrenzt wird. Vor diesem Hintergrund hat das Projekt ReTiKo die ökonomischen Folgen einer Reduzierung der Viehdichte für die regionale Wirtschaft untersucht. Die untersuchte Fallregion besteht aus den neun Landkreisen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mit den deutschlandweit höchsten Schweinedichten. Am höchsten sind sie in den beiden Fallkreisen Cloppenburg und Vechta. Die erweiterte Fallregion der quantitativen Analyse umfasst sieben weitere angrenzende Kreise mit ebenfalls sehr hohen Viehdichten.
Die räumliche Konzentration der Vieh- und Fleischproduktion geht unter anderem auf die Vorteile räumlicher Nähe von Viehzucht und Schlachthöfen zurück. Weiter angetrieben wird sie durch die steigenden Vorteile großer Produktionseinheiten und zunehmend spezialisierter lokaler Arbeitsmärkte. Im Kreis Cloppenburg waren im Jahr 2019 von allen Beschäftigten 19 Prozent in der Land- und Ernährungswirtschaft tätig. In den 16 Fallkreisen waren es insgesamt sieben Prozent. In den 220 nicht-kreisfreien „Vergleichskreisen“ Westdeutschlands waren es nur 3,7 Prozent. In Cloppenburg ist neben dem Dienstleistungssektor auch das verarbeitende Gewerbe jenseits der Ernährungswirtschaft relativ schwach ausgeprägt. Im Kreis Warendorf und im Emsland etwa tragen aber vor allem das skalen- und innovationsintensive „komplexe“ verarbeitende Gewerbe und der Dienstleistungssektor zum Beschäftigungswachstum bei. Zwischen 2007 und 2019 stieg die Zahl der Erwerbstätigen in den Vergleichskreisen um 12,3 Prozent, während sie in den niedersächsischen und nordrhein-westfälischen Fallkreisen um 24,4 bzw. 14,8 Prozent zunahm. Das starke Wachstum führt auch zu Flächen- und Arbeitskräfte-knappheit. In Vechta und Cloppenburg waren die Kaufpreise für landwirtschaftliche Flächen 2019 mehr als doppelt so hoch wie im niedersächsischen Durchschnitt. In den nordrhein-westfälischen Fallkreisen kamen 2019 nur 0,6 arbeitslos gemeldete Fachkräfte auf eine von der fleischverarbeitenden Industrie gemeldete freie Stelle.
Im quantitativen Projektteil werden mit Panelregressionen die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Branchen und ihren Beschäftigungsentwicklungen zwischen 2007 und 2019 getrennt für 16 Fall- und 220 Vergleichskreise bestimmt. Mit den identifizierten Koeffizienten des Fall- und Vergleichsregimes wird dann die mögliche Entwicklung mit und ohne einer Halbierung der Zahl der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft für zwei weitere Perioden á 12 Jahre simuliert. Ein Vergleich der Szenarien zeigt die möglichen Auswirkungen eines entsprechenden exogenen Schocks. Die regionale Entwicklung kann aber nicht mit Sicherheit vorausgesagt werden. Im qualitativen Projektteil wurden deshalb Interviews mit regionalen Expertinnen und Experten sowie Stakeholdern zu den verschiedenen Strategien zur Weiterentwicklung in und außerhalb der Wert-schöpfungskette der Vieh- und Fleischwirtschaft geführt. Diese Strategien beeinflussen die weitere Entwicklung nach einem möglichen exogenen Schock....

The livestock and meat industry contributes significantly to economic growth in north-west Germany. However, observers assume that its sectoral growth will be limited by scarce resources and a stronger regulation of livestock density as well as other aspects of production in the future. Against this background, the ReTiKo project has investigated the economic consequences of a reduction in livestock density for the regional economy. The case region studied consists of the nine districts in Lower Saxony and North Rhine-Westphalia with the highest pig densities in Germany. They are highest in the two case districts of Cloppenburg and Vechta. The extended case region of the quantitative analysis includes seven further neighbouring districts with also very high livestock densities.
The spatial concentration of livestock and meat production is partly due to the advantages of the proximity of livestock production and slaughterhouses. It is further driven by the increasing advantages of large production units and increasingly specialised local labour markets. In the district of Cloppenburg, 19 percent of all employees worked in the agricultural and food industry in 2019. In the 16 case districts, the figure was seven per cent in total. In the 220 non-metropolitan "reference districts" in western Germany, the figure was only 3.7 per cent. In Cloppenburg, in addition to the service sector, the manufacturing industry apart from the food industry is relatively weak. In the districts of Warendorf and Emsland, however, it is mainly the scale- and innovation-intensive "complex" manufacturing industry and the service sector that contribute to employment growth. Between 2007 and 2019, the number of employed persons in the reference districts increased by 12.3 percent, while in the Lower Saxony and North Rhine-Westphalia case districts it increased by 24.4 and 14.8 percent, respectively. The strong growth also leads to land and labour scarcity. In Vechta and Cloppenburg, the purchase prices for agricultural land in 2019 were more than twice as high as the Lower Saxony average. In the North Rhine-Westphalian case districts, there were only 0.6 skilled workers registered as unemployed for every vacancy reported by the meat pro-cessing industry in 2019.
In the quantitative part of the project, panel regressions are used to determine the relationships between the various industries and their employment developments between 2007 and 2019 separately for 16 case and 220 reference districts. The identified coefficients of the case and reference regimes are then used to simulate the potential development with and without a permanent halving of the employment numbers in the agricultural sector for two further periods of 12 years each. A comparison of the scenarios shows the potential effects of a corresponding exogenous shock. However, regional development cannot be predicted with certainty. In the qualitative part of the project, interviews were therefore conducted with regional experts and stake-holders on the various strategies for further development in and outside the value chain of the livestock and meat industry. These strategies influence the further development after a possible exogenous shock...

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