Vergleichende elektrophoretische Untersuchungen der Serumproteine und immunologische Betrachtungen nach experimenteller Virusinfektion beim kolostrumfrei aufgezogenen Kalb

Seren von Kälbern wurden während der kolostrumfreien Aufzudit bis zu 9 Monaten p.p. mit verschiedenen Träger‐Elektrophoresetechniken auf ihre Proteinzusammensetzung untersucht und miteinander verglichen. Für die quantitative Auswertung der Papierelektrophorese ist die Auftrennung der Seren im Phosphatpuffer der im Michaelispuffer wegen schärferer Banden und besserer Differenzierung vorzuziehen. Der Agarelektrophorese wird bei geringerem Substanzverbrauch durch ihre hohe Trennschärfe und ihr sehr gutes Auflösungsvermögen in zwei α‐ und vier γ‐Globulinkomponenten große Bedeutung beigemessen. Neugeborene Kälber enthalten im Serum kein γ‐Globulin. Während des Wachstums dieser Jungtiere verhalten sich die Veränderungen in den Albumin‐und α‐Globulingehalten umgekehrt. Normalerweise überwiegt α1‐Globulin, bei einem α‐Globulinminimum dagegen meist α2‐Globulin. β‐Globulin veränderte sich nur wenig und blieb mit einem Gehalt von durchschnittlich 15% annähernd konstant. Vakzinierungen mit Parainfluenza‐3‐Lebendimpfstoff resp. eine Infektion mit dem bovinen Enterovirus H 786 hatten auf die Bildung des Gesamt‐γ‐Globulins keinen erkennbaren Einfluß. Der γ‐Globulingehalt nahm allmählich zu und erreichte nach 2–3 Monaten die Werte von erwachsenen Rindern. Das Auftreten von zwei, drei bzw. vier γ‐Globulinkomponenten im Serum ließ sich 10 Tage, 4 resp. 10–12 Wochen post partum zeigen. Ein Zuwachs im Gesamt‐γ‐Globulingehalt wird durch die Zunahme langsam wandernder γ‐Globulinkomponenten, speziell von γ2 und γ3, verursacht. Die durchgeführten elektrophoretischen und immunologischen Studien zeigen in Verbindung mit früheren biologischen Arbeiten, daß man vom Gehalt des Serums an γ‐Globulin bzw. der Menge der γ‐Globulinkomponenten nicht auf die Fähigkeit zur Immunitätsbildung beim Kalb schließen kann. Schon in den ersten 3 Lebenswochen können nach experimenteller Virusinfektion die Serumtiter spezifisch gegen den Erreger gerichteter Antikörper kräftig ansteigen, während in der Gesamt‐γ‐Globulinfraktion des Serums kaum eine Änderung eintritt. Die These von der Wertlosigkeit von Schutzimpfungen bei Kälbern unter 4 Wochen sollte deshalb unter Beachtung verschiedenartiger immunologischer Verhältnisse (Hemmwirkung durch maternale Antikörper, Impfstoff aus lebenden oder abgetöteten bzw. inaktivierten Erregern, Applikationsart) revidiert werden.

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