Engagement und Klasse : Die Entwicklung klassenspezifischer Unterschiede im Engagement zwischen 1992 und 2017

Wie neuere Studien zeigen, hat der Anteil bürgerschaftlich Engagierter in Deutschland in den letzten beiden Jahrzehnten signifikant zugenommen. Ungeklärt ist jedoch, inwiefern dieser Anstieg einem allgemeinen Trend folgt, der alle gesellschaftlichen Teilgruppen einschließt. Alternativ besteht die Möglichkeit, dass er auf eine partielle Aktivierung ausgewählter Gruppen zurückgeht. Aus sozialstruktureller Perspektive ist dabei insbesondere die Frage von Interesse, ob sich Unterschiede im Engagement zwischen ökonomisch und sozial Privilegierten gegenüber benachteiligten Gruppen einstellen. Dieser Beitrag geht dieser Frage nach, indem er die berufsklassenspezifischen Unterschiede im ehrenamtlichen Engagement zwischen 1992 und 2017 untersucht. Die Analysen beruhen auf den für Deutschland repräsentativen Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). Die empirischen Befunde weisen dabei auf deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Berufsklassen hin. Der Anstieg der letzten Jahrzehnte geht demnach insbesondere auf das verstärkte Engagement der höheren Angestellten zurück, wohingegen sich das Engagement von ArbeiterInnen und Servicekräften über die Jahre deutlich weniger verändert. Insgesamt öffnet sich dadurch eine Schere zwischen diesen beiden Lagern. Die Stärke dieser Divergenz ist vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Funktionen ehrenamtlichen Engagements bemerkenswert. Sie ist Ausdruck zunehmender Dominanz einer privilegierten oberen Mitte, die durch ehrenamtliche Aktivitäten soziales und symbolisches Kapital vermehren und klassenspezifische Interessen in den politischen Prozess einbringen kann.

Recent studies show that the share of volunteers in Germany has increased significantly over the last two decades. However, it is unclear to what extent this increase follows a general trend including all social subgroups. Alternatively, it is possible that it is the result of a partial activation of selected groups. From a socio-structural perspective, the question of whether differences in engagement between economically and socially privileged versus disadvantaged groups occur is of particular interest. In this paper, I explore this question by examining differences between occupational classes to volunteer between 1992 and 2017. The analyses rely on representative data from the Socio-Economic Panel (SOEP). Empirical findings hint to clear differences between the occupational classes. The increase in recent decades is due in particular to the increased engagement of the salariat, while engagement of manual workers and service staff has only moderately increased over the years. Overall, this development opens up a gap between these two camps. The magnitude of this drift is remarkable against the background of the social functions of voluntary commitment. It is an expression of the increasing dominance of a privileged upper middle class accumulating social and symbolic capital through voluntary activities and shaping the political process in terms of class-specific interests.

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