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Umsetzung von Dorfentwicklungsplänen in Hessen - Lokale Governance-Arrangements und die Rolle der Steuerungsgruppen : Entwicklungsplan für den ländlichen Raum (EPLR) des Landes Hessen 2014 bis 2020

Hessen verfolgt in der mit EU-, Bundes- und Landesmitteln geförderten Dorfentwicklung einen konzeptbasierten Ansatz, bei dem partizipative Elemente eine große Bedeutung spielen. Organisatorischer Kern der Dorfentwicklungsprozesse sind die Steuerungsgruppen, die sich aus Vertreter:innen der Kommunalverwaltungen, der politischen Gremien und weiteren lokalen Akteur:innen zusammensetzen und zur Unterstützung in der Verfahrensbegleitung ein Fachbüro beauftragen können. Der vorliegende Bericht geht der Frage nach, wie in Hessen die angestoßenen Dorfentwicklungsprozesse umgesetzt und verstetigt werden und welche Rolle die Steuerungsgruppen in der Umsetzungsphase einnehmen. Die Untersuchungen erfolgen im Rahmen der Evaluation des Entwicklungsplans für den ländlichen Raum des Landes Hessen 2014 bis 2020 (EPLR) für die Teilmaßnahme (TM) 7.1 Dorfentwicklungspläne. In der hessischen Dorfentwicklung werden mit der Etablierung der ehrenamtlichen Steuerungsgremien Strukturen und Prozesse geschaffen, die sich auf Ebene der Gemeinde mit der integrierten Entwicklung der Kommune auseinandersetzen und Handlungsoptionen erarbeiten. Das Land Hessen hat über die Gestaltung der rechtlichen Grundlagen einen entscheidenden Einfluss auf die äußeren Rahmenbedingungen des Dorfentwicklungsprogramms. Die Steuerungsgruppe bildet sich nicht spontan, sondern sie wird bereits in der Konzeptphase gezielt von übergeordneten Ebenen – dem Land Hessen als Verantwortlichem für das hessische Dorfentwicklungsprogramm und der Gemeindeverwaltung des anerkannten Förderschwerpunktes – initiiert. In der Regel begleitet die in weiten Teilen zur Konzeptphase personell identische Steuerungsgruppe auch die Umsetzungsphase. Die mit dem hessischen Dorfentwicklungsansatz gebildeten Formen der Zusammenarbeit in den Dörfern können als Lokales Governance-Arrangement eingeordnet werden. Dabei handelt es sich, ähnlich wie bei LEADER, um einen „Down-up-Prozess“ mit vielen rechtlichen Vorgaben von oben und gleichzeitiger Ideengenerierung von unten. Während es vonseiten der EU einen Leitfaden zur Evaluation von LEADER/CLLD (EU-COM, 2017) gibt, fehlen für die Evaluation der Dorfentwicklung vergleichbare Vorgaben. Der vorliegende Bericht orientiert sich an den Kriterien zur Bewertung von LEADER (Pollermann, 2021). Zur Analyse wird der in Governance-Kontexten vielfach genutzte Ansatz des akteurszentrierten Institutionalismus gewählt. Dazu erfolgte im März 2021 eine standardisierte Online-Befragung von stimmberechtigten Mitgliedern der Steuerungsgruppen in Förderschwerpunkten des hessischen Dorfentwicklungsprogramms in der Umsetzungsphase. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 74 Förderschwerpunkte in der Umsetzungsphase. Für drei Viertel (n=56) dieser Förderschwerpunkte konnte mit der Befragung ein Stimmungsbild eingeholt und mögliche Erfolgsfaktoren für gelingende DE-Verfahren abgeleitet werden. Insgesamt haben 236 stimmberechtigte Mitglieder ihre persönlichen Einschätzungen abgegeben. Vertreter:innen aus „Politik und Verwaltung“ dominieren die ehrenamtlichen Steuerungsgruppen, weitere lokale Akteur:innen wie Vertreter:innen von Vereinen, der lokalen Wirtschaft oder Einzelpersonen treten zahlenmäßig dahinter zurück. In der Zusammenarbeit tauschen sich die Mitglieder über ihre verschiedenen Sichtweisen aus, wodurch ein gegenseitiges Verständnis erreicht wird. Dabei tragen Transparenz hinsichtlich der Gestaltungsspielräume und der Entscheidungsbefugnisse der Steuerungsgruppe zur Zufriedenheit der Mitglieder bei. Neben den Vorhaben, die bereits im IKEK aufgenommen sind, werden neue Projektideen generiert, die die Entwicklung der Gemeinde voranbringen können.

With regard to village development – measure funded by the EU, the federal government and the federal state – Hesse pursues a concept-based approach, in which participatory elements play a major role. The organisational core of the village development processes are the steering groups, which are made up of representatives of the municipal administrations, political bodies and other local actors and can commission a specialist office for process support. This report examines how the village development processes initiated in Hessen are implemented and consolidated, and what role the steering groups play in the implementation phase. The investigations are carried out within the framework of the evaluation of the Rural Development Programme of the Federal State of Hesse 2014 to 2020 (EPLR) with the sub-measure (TM) 7.1 Village Development Plans.

With the establishment of the voluntary steering committees in Hesse's village development approach, structures and processes are created, which deal with the integrated development of the municipality at the local level and develop options for action. The state of Hesse has a decisive influence on the external framework conditions of the village development programme by shaping the legal basis. The steering group does not form spontaneously, but is specifically initiated as early as the concept phase at a higher level, namely by the state of Hesse as the responsible authority for the Hessian village development programme and the municipal administration of the recognised funding priority. Generally, the steering group, which is largely identical to the concept phase in terms of its members also accompanies the implementation phase. The forms of cooperation in the villages established with the Hessian village development approach can be classified as a local governance arrangement. Similar to LEADER, this is a "down-up process" with many legal requirements from above and simultaneous generation of ideas from below. While there are EU guidelines for the evaluation of LEADER/CLLD (EU-COM, 2017), there are no comparable guidelines for the evaluation of village development. This report is based on the criteria for the evaluation of LEADER (Pollermann, 2021). For the analysis, the approach of actor-centred institutionalism, which is often used in governance contexts, is chosen. For this purpose, a standardised online survey of voting members of steering groups in funding priorities of the Hessian village development programme in the implementation phase was conducted in March 2021. At that time, 74 priority areas were in the implementation phase. For three quarters (n=56) of these priority areas, the survey made it possible to obtain a picture of the mood with regard to the process so far and to derive possible factors for successful village development procedures. A total of 236 voting members gave their personal assessments. Representatives from "politics and administration" dominate the voluntary steering groups, with other local actors such as representatives of associations, local businesses or individuals lagging behind. In the cooperation, the members exchange their different points of view, which leads to mutual understanding. Transparency with regard to the steering group's scope for action and decision-making powers contributes to the satisfaction of the members. In addition to the projects already included in the integrated municipal development concept (IKEK), new project ideas are generated that can advance the development of the community.

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