Bestandsentwicklung von Vogelarten der Agrarlandschaft in Deutschland 1991-2010 und Schlüsselfaktoren

Zugehörigkeit
Brodowin, Deutschland
Flade, Martin;
Zugehörigkeit
Berlin, Deutschland
Schwarz, Johannes

Anhand verfügbarer Daten zur Flächennutzung in der deutschen Agrarlandschaft sowie der Brutvogelmonitoring-Daten des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten werden die Auswirkungen des Wandels der Agrarlandschaft auf die Bestandsentwicklung der häufigen Brutvogelarten Deutschlands dargestellt und interpretiert. Demnach nehmen die 30 typischen Vogelarten der Agrarlandschaft (von insgesamt 112 betrachteten Arten) in Deutschland ganz überwiegend ab. Nach einer Bestandserholung eines Teils der Arten in der 1. Hälfte der 1990er Jahre, vor allem in Ost-Deutschland, sind die Bestände der meisten Arten seit ca. 1996 wieder rückläufig. Dabei scheinen sich die Rückgänge aktuell (seit 2007) zu beschleunigen und sind im Westen Deutschlands deutlich stärker ausgeprägt als im Osten. Phasen mit hohen Anteilen an Ackerbrachen (Stilllegungen) und Ökolandbau erwiesen sich als positiv für die Bestandsentwicklung vieler Feldvogelarten, hohe Anteile an Mais negativ. Die starke Zunahme des Energiemais-Anbaus in der zweiter Hälfte der 2000er Jahre nach Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und das Verschwinden der Stilllegungsflächen seit 2007 führten dazu, dass aktuell die meisten Arten abnehmen und auch die z.T. starke Zunahme von Arten, die von Stilllegungsflächen profitierten, sich nicht mehr fortsetzt und in Abnahmen umzuschlagen scheint. Die vorliegenden Daten sprechen dafür, dass etwa 10 % Brache notwendig sind (zurzeit <1 %!), um Bestandsrückgänge bei der Mehrzahl der Feldvogelarten zu vermeiden. Die Stilllegungsfläche sollte immer größer bzw. Stilllegungsfl äche plus Ökolandbau sollten mindestens doppelt so groß wie die Maisfläche sein (Verhältnis Stilllegung zu Mais zurzeit 1 : 20 !). Anteile von 33 % Ökolandbau plus 15 % extensive Grünlandnutzung in einem Gebiet von 1.300 km² reichen aus, um die Trends deutlich zu verbessern (Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin). In einem großfl ächig von Ökolandbau (95 %) dominierten Teilgebiet im BR Schorfheide-Chorin nahmen deutlich mehr Arten zu als ab.

Changes in constitution and quality of the German agricultural landscapes and their eff ects on the population trends of common breeding-bird species are summarised and interpreted. Out of the 112 most common species, 30 species are considered as typical farmland birds. The majority of these farmland birds showed declining trends. A distinct recovery of a part of the species after the German reunifi cation in the early 1990s, in East Germany in particular, was followed by a decline of most species since c. 1996. In the latest period (after 2007) the declines seem to accelerate. Population decreases are stronger in West Germany compared to East Germany. Periods with a high proportion of set-asides (fallows) and organic farming (1993-1995, 2002-2005) were favourable for the population development of many farmland bird species whilst a high proportion of maize crops had a negative eff ect. The strong increase of maize crops for biofuel production after 2005 (caused by the new German Renewable Energies Act) and the abolition of the obligatory EU set-asides since 2007 led to declines in the majority of farmland species, also of species that benefi ted from the set-asides over a long period. According to the summarised data, 10 % of set-asides on agricultural land are necessary to halt the decline of farmland birds (currently <1 %), or in total twice as large set-aside and organic farming area in relation to maize crops (current ratio set-aside to maize is 1 : 20!). A share of 33 % of organic farming plus 15 % extensive grassland use in an area of 1,300 km² is suffi cient to improve the farmland bird trends substantially (Schorfheide-Chorin Biosphere Reserve). In a region with more than 95 % of organic farming within the Schorfheide-Chorin Biosphere Reserve more farmland birds were increasing than declining.

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