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Agglomerationsvorteile und kommunales Steueraufkommen

Unsere Untersuchungen zeigen flächendeckend für Deutschland, dass kreisfreie Städte im Vergleich zu kreisangehörigen Gemeinden im Durchschnitt über eine höhere Wirtschafts- und Steuerkraft verfügen. Danach erwirtschaften kreisfreie Städte ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 50.854 € pro Einwohner und verzeichnen Steuereinnahmen in Höhe von 1.739 € pro Einwohner, während in kreisangehörigen Gemeinden das BIP 32.029 € pro Einwohner beträgt und die Steuereinnahmen pro Einwohner bei 1.283 € liegen. Für die Analyse des positiven Zusammenhangs zwischen BIP und Steuereinnahmen schauen wir insbesondere auf die Rolle der (Netto-)Agglomerationsvorteile und argumentieren, dass sie die Höhe der kommunalen Steuereinnahmen (pro Einwohner) über zwei unterschiedliche Kanäle beeinflussen können: zum einen durch die Inwertsetzung der von ihnen ausgehenden Externalitäten und der damit verbundenen Erhöhung der zu besteuernden Wertschöpfung (indirekter Wirkungskanal), zum anderen durch die direkte Bepreisung der Agglomerationsvorteile in Form von Hebe- sätzen (direkter Wirkungskanal). Bei Betrachtung der Gesamtsteuereinnahmen legen unsere empirischen Resultate nahe, dass der indirekte Wirkungskanal quantitativ bedeutsamer ist als der direkte Wirkungskanal. In welchem Umfang beide Kanäle zur Geltung kommen, gestaltet sich zwischen den fünf von uns untersuchten Steuerarten jedoch höchst unterschiedlich. Während für die Grundsteuer B vor allem der direkte Wirkungskanal bedeutsam ist, spielt bei den drei wirtschaftskraftbezogenen Steuern der indirekte Kanal die größere Rolle. Die Grundsteuer A weist insbesondere beim direkten Wirkungskanal einen hohen negativen Effekt auf. Der Grund dafür ist, dass bei land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen keine agglomerationsbedingen Renten existieren, die abgeschöpft werden können. Des Weiteren können wir zeigen, dass die kommunalen Einnahmen aus den wirtschaftskraftbezogenen Steuern (Gewerbe-, Einkommen- und Umsatzsteuer) in Ostdeutschland systematisch geringer ausfallen als in Westdeutschland, was insbesondere auf die in ostdeutschen Gemeinden durchschnittlich niedrigere Wirtschaftskraft pro Einwohner zurückzuführen ist.

Using the example of German districts and independent cities (kreisfreie Städte), we find that latter generate higher gross domestic product (GDP) per inhabitant as well as larger tax revenues per inhabitant. Accordingly, independent cities generate a GDP of €50,854 per inhabitant and record tax revenues of €1,739 per inhabitant, while in municipalities belonging to districts the GDP is €32,029 per inhabitant and tax revenues per inhabitant are €1,283. In order to analyze the positive correlation between GDP and tax revenues, we look in particular at the role of (net) agglomeration economies. Furthermore, we argue that agglomeration economies increase local governments´ tax revenues per inhabitant through two distinct channels. First, agglomeration economies lead to rising local value added that again ends up in a greater local tax base and in greater local tax revenues (indirect channel). Second, local governments can directly tax local agglomeration economies by increasing their tax multipliers (direct channel). Looking at total tax revenues, our empirical results suggest that the indirect channel is quantitatively more important than the direct channel. However, the extent to which both channels come into play varies considerably across the examined types of tax revenues. While the direct channel is most important for non-agricultural/non-forestry land property tax, the indirect channel plays a more important role for the three business-related taxes. Property tax for agricultural and forestry land shows a high negative effect, especially in the case of the direct channel. The reason for this is that there are no agglomeration-related rents for agricultural and forestry land that can be taxed. Finally, we can show that the business-related tax revenues (business tax, income tax, value added tax) per inhabitant are systematically lower in Eastern Germany than in Western Germany, which is mainly due to the lower average GDP per inhabitant of Eastern German districts and independent cities.

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