Netzwerk Wildobst: Möglichkeiten und Grenzen der In-situ-Erhaltung von verwandten Wildarten am Beispiel von Wildobstarten in Wald und Forstwirtschaft

Zugehörigkeit
Staatsbetrieb Sachsenforst, Kompetenzzentrum für Wald und Forstwirtschaft, Pirna, Deutschland
Wolf, Heino;
GND
5556748-4
Bund-Länder-Arbeitsgruppe Forstliche Genressourcen und Forstsaatgutrecht

Deutschland ist zu 32 % mit Wald bedeckt. Die Verteilung des Waldes in der Landschaft, seine Artenzusammensetzung und seine Struktur sind das Ergebnis menschlicher Einflussnahme von unterschiedlicher Intensität. Hierzu gehören zum Beispiel die Rodung von Wäldern auf 2/3 der Fläche, die Übernutzung der verbliebenen Wälder, die Bevorzugung wirtschaftlich bedeutender Baumarten und Veränderungen der Standorte sei es durch Streunutzung oder Luftverschmutzung. Dadurch wurden die Vorkommen vieler anspruchsvoller Laubbaumarten stark zurückgedrängt, von Natur aus seltene Arten noch seltener. Zu der zuletzt genannten Gruppe von Baumarten zählen auch Wildobstarten wie der Wildapfel (Malus sylvestris [L.] MILL.), die Wildbirne (Pyrus pyraster [L.] BURGSD.) oder die Vogelkirsche (Prunus avium L.). Im vorliegenden Beitrag werden zunächst die Ziele, Strategien und Aktivitäten zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung forstlicher Genressourcen in der Bundesrepublik Deutschland vorgestellt. Die Arbeiten werden seit 1985 auf der Grundlage eines im Auftrag des Bundesrates erarbeiteten nationalen Konzeptes durch die heutige Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Forstliche Genressourcen und Forstsaatgutrecht“ koordiniert und von den zuständigen forstlichen Institutionen der Länder zusammen mit Institutionen des Bundes durchgeführt. Von den drei Wildobstarten Wildapfel, Wildbirne und Vogelkirsche besitzt letztere die größte ökonomische und damit waldbauliche Bedeutung. Die Vogelkirsche unterliegt dem Forstvermehrungsgutgesetz. Sie kommt in ganz Deutschland vor, nimmt jedoch mit unter einem Prozent nur einen geringen Anteil an der Waldfläche ein. Auf Grund ihrer Bedeutung haben Erhaltungsmaßnahmen bei der Vogelkirsche sowohl in situ als auch ex situ stetig zugenommen. Darüber hinaus ist die Vogelkirsche Gegenstand von weiterführenden genetischen Untersuchungen und züchterischen Arbeiten. Im Gegensatz zur Vogelkirsche sind Wildapfel und Wildbirne sehr seltene und in ihrem Bestand bedrohte Wildobstarten. Eine erste bundesweite Erhebung von Vorkommen dieser Arten fand im Rahmen des Vorhabens „Erfassung und Dokumentation genetischer Ressourcen seltener und gefährdeter Baumarten in Deutschland“ statt, das durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert wurde. Im Ergebnis der Erhebungen konnte ein Großteil der in Deutschland auf Waldstandorten noch vorhandenen Wildäpfel und Wildbirnen erfasst werden. Unter Berücksichtigung der Anzahl Individuen, der Altersstruktur und der Vitalität der jeweiligen Vorkommen müssen 80 % der erfassten Vorkommen als gefährdet eingestuft werden. Am Beispiel von Ergebnissen des ebenfalls vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Modell- und Demonstrationsvorhabens „Erhaltung der innerartlichen Vielfalt gebietsheimischer Wildobstarten in Sachsen“ werden die Möglichkeiten und Grenzen der In-situ-Erhaltung seltener Wildobstarten im Wald und in der Forstwirtschaft vorgestellt und diskutiert. Bei der Umsetzung der Maßnahmen zur Erhaltung der genetischen Ressourcen von Wildobstarten kommt den öffentlichen Forstbetrieben des Bundes und der Länder einschließlich der Beratung von privaten und kommunalen Forstbetrieben eine besondere Rolle zu.

In Germany, about 32% of the total land area is covered by forests. Their distribution in the landscape, their species composition and their structures are the result of human influences of different intensity. These include the removal of forests on 2/3 of the area, the over-exploitation of the remaining forests, the preference of economically important trees species and the changes of site conditions whether by littering or by air pollution. Through these the occurrences of many demanding broadleaved species were forced back a lot, by nature rare species still more scarcely. To the latter mentioned group of tree species also the wild fruit species belong to such as Wild apple (Malus sylvestris [L.] MILL.), Wild pear (Pyrus pyraster [L.] BURGSD.) or Wild cherry (Prunus avium L.). In the following contribution, the objectives, strategies and activities are described for the conservation and sustainable utilization of forest genetic resources in Germany. Based on a national concept commissioned by the Bundesrat, the work is coordinated by the Federal-State-Working Group “Forest Genetic Resources and Legislation on Forest Reproductive Material” and carried out by the forest institutions in charge of the states together with federal institutions since 1985. From the three Wild fruit species Wild apple, Wild pear and Wild cherry, the latter has the greatest economical and therefore silvicultural importance. Wild cherry is subject to the Law on Forest Reproductive Material. Wild cherry occurs in all Germany, however has a very small share on the forest area of less than one percent. Due to its importance, conservation activities related to Wild cherry have increased steadily in situ as well as ex situ. Over and above Wild cherry is object of further genetic research and breeding activities. In opposite to Wild cherry, Wild apple and Wild pear are very rare and endangered species. A first assessment of occurrences on the national level was done with the project “Assessment and Documentation of Genetic Resources of Rare and Endangered Tree Species in Germany” promoted by the Federal Ministry for Food and Agriculture. It was possible to assess most of the wild apples and wild pears growing on forest sites in Germany. Taking into account the number of individuals, the age structure and the vitality of the respective occurrences, 80% of the occurrences assessed must be considered as endangered. At the example of the project “Conservation of the within Species Variation of Wild Fruit Species indigenous to Saxony” also promoted by the Federal Ministry for Food and Agriculture, the opportunities and limitations of the in situ conservation of rare wild fruit species in forests and forestry are presented and discussed. For the implementation of activities for the conservation of genetic resources of wild fruit species public forest enterprises of the Federal Government as well as the State Governments have a specific responsibility including the advice of private and municipal owned forest enterprises.

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