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Abschätzung möglicher Verlagerungseffekte durch Umsetzung der EU-KOM-Vorschläge zur EU-Biodiversitätsstrategie auf Forstwirtschaft und Wälder in Drittstaaten

Übergeordnetes Ziel der Biodiversitätsstrategie für 2030 der EU ist die Erholung der biologischen Vielfalt durch Verstärkung des Schutzes und der Wiederherstellung der Natur. Schlüsselelemente zur Erreichung der Ziele sind u.a. die Schaffung von Schutzzonen auf mindestens 30 % der Land- und Meeresgebiete und ein strengerer Schutz der europäischen Wälder. Die Implementierung kon-kreter Maßnahmen im Wald wird sich unmittelbar auf die Rohholzproduktion in den EU-Mitgliedsstaaten auswirken. Es ist jedoch zu erwarten, dass mindestens ein Teil der Rohholzproduktion in sogenannte Drittstaaten verlagert wird. Mit solchen Verlagerungseffekten besteht ganz grundsätzlich die Gefahr des Verlustes von Biodiversität in den betreffenden Drittstaaten. Aus einer globalen Perspektive müssen diese Biodiversitätsverluste dem Biodiversitätsgewinn in der EU gegenübergestellt werden. Die vorliegende Studie schätzt zunächst den Rückgang der Rohholzproduktion in den EU-Mitgliedsländern als Folge von vollständigen oder teilweisen Nutzungseinschränkungen in den Wäldern ab. Darauf aufbauend wird untersucht, wie sich eine reduzierte Rohholzproduktion innerhalb der EU-27 auf die globalen Holzmärkte auswirkt. Im dritten Schritt wird beurteilt, wie die Ver-lagerung der Rohholzproduktion in andere Länder anhand von Indikatoren zu Governance, nachhaltiger Waldbewirtschaftung, biologischer Vielfalt, Waldzustand, Entwaldungsdruck und sozio-ökonomischen Aspekten beurteilt werden kann. Für die Abschätzung des Einschlagsrückgangs werden drei verschiedene Umsetzungsmaßnahmen anhand verfügbarer Modellergebnisse für Deutschland untersucht und miteinander verschnitten: (i) 10 % Flächenanteil von Stilllegungsflächen im Wald, (ii) Verzicht auf die Holznutzung auf allen Standorten mit „old-growth forest“ und (iii) 30 % Anteil der verbleibenden Flächen mit natur-schutzfachlichen FFH-Bewirtschaftungsauflagen. Das Ergebnis zeigt, dass unter diesem Szenario das potenzielle Rohholzaufkommen in Deutschland im Mittel für den Betrachtungszeitraum 2018 bis 2052 um insgesamt 23,96 Mio. m³/a auf 52,77 Mio. m³/a bzw. auf 69 % reduziert würde. Diese prozentuale Reduktion wird für die folgenden Berechnungsschritte auf alle EU-27-Länder übertragen. Die Modellierung der internationalen Produktionsverlagerung mit Hilfe des globalen Holzmarktmodells GFPM ergibt für das Jahr 2050 einen projizierten Einschlagsrückgang von 42 % in der EU-27. Eine erhöhte Produktion in Drittstaaten würde 73% dieses Einschlagsrückgangs kompensieren, der Rest wäre preisbedingt als Verzicht auf die Verwendung von Holzprodukten zu interpretieren. Die in der EU-27 verringerte Rohholzproduktion würde bis 2050 vor allem durch die erhöhte Produktion von Rohholz in den USA abgefangen; ca. 26 % des gesamten Einschlagsrückgangs verlagern sich in den Modellierungsergebnissen dorthin. Weitere Verlagerungen würden nach Russland (12 %), Kanada (9 %) und Brasilien erfolgen (8 %). Betrachtet man den Verzicht auf die Verwendung von Holzprodukten, so zeigt das Modell in der Differenzierung nach Laub- und Nadelholz, dass der Verzicht auf die Verwendung von Laubholz mit 39% deutlich stärker ausfällt als der Verzicht auf die Verwendung von Nadelholz von 11%. Für Brennholzsortimente wäre die geringste Verlagerung zu erwarten. Hier zeigen die Ergebnisse einen hohen Rückgang des Verbrauchs. Grund sind deutlich steigende Preise und die Erwartung, dass Konsumenten dann auf andere Energieträger umsteigen. Für Produkte aus Papier und Pappe wurden geringe Verlagerungen errechnet. Die Verlagerungseffekte in der Schnittholz- und Holzwerkstoffproduktion entsprächen denen der Rohholzproduktion...

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