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Erkenntnisse und Perspektiven eines 23-jährigen Dauerfeldversuches zum integrierten Pflanzenschutz gegen pilzliche Schaderreger im Winterweizen

GND
129618721
Zugehörigkeit
Julius Kühn-Institut (JKI), Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow, Deutschland
Klocke, Bettina;
GND
1173651675
Zugehörigkeit
Julius Kühn-Institut (JKI), Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow, Deutschland
Wagner, Christina;
GND
131405764
Zugehörigkeit
Julius Kühn-Institut (JKI), Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow, Deutschland
Schwarz, Jürgen

Zur Entwicklung von Konzepten zum integrierten Pflanzenschutz wurde im Jahr 1995 in Dahnsdorf (Land Brandenburg) ein Versuchsfeld des Julius Kühn-Institutes eingerichtet und unterschiedliche Dauerfeldversuche angelegt. Im Rahmen des vor Ort größten und ältesten Dauerfeldversuches „Strategievergleich umweltschonender Pflanzenschutz“ werden in diesem Beitrag die Effekte einer 50%igen Reduktionsstrategie in der Phase 1 (1997 bis 2007) bzw. einer konsequenten Umsetzung des integrierten Pflanzenschutzes (IPS) in der Phase 2 (2008 bis 2013) und modifiziert in der Phase 3 (2014 bis 2019) gegenüber einer praxisnahen Strategie, der guten fachlichen Praxis (GfP), im Hinblick auf den situationsbezogenen Pflanzenschutz gegen pilzliche Schadorganismen im Winterweizen untersucht. Während in den ersten beiden Phasen des Versuches (1997 bis 2013) in den Strategien identische Sorten angebaut wurden, erfolgte in der Phase 3 eine Erweiterung um den Baustein Sorte. Die am häufigsten aufgetretenen Krankheiten waren Blattseptoria (Zymoseptoria tritici, Parastagonospora nodorum (syn. Septoria nodorum)), Braunrost (Puccinia triticina) und Gelbrost (Puccinia striiformis f. sp. tritici), die über die Jahre in Abhängigkeit von Witterung und Befallsdruck sehr unterschiedlich stark auftraten. Der Fungizid-Behandlungsindex als Maß für die Intensität des Pflanzenschutzes, zeigte in der Phase 1 mit einem Wert von 0,8 (situationsbezogene Pflanzenschutzmittelanwendung (100%) und 0,4 (50% der situationsbezogenen Anwendung) im Mittel der Jahre einen signifikanten Unterschied zwischen den zu prüfenden Strategien, der auf die strikte Reduktion der Pflanzenschutzmittelanwendungen um 50% zurückzuführen war. Die Umstellung des Versuches in Phase 2 und 3 führte in der IPS-Strategie zu einem Fungizid-Behandlungsindex von 1,2 und 1,1 sowie in der GfP-Strategie zu Werten von 1,7 und 1,9, die sich im Vergleich der Strategien als nicht signifikant verschieden erwiesen. Beim Vergleich der Erträge ergab sich in nur zwei (2001, 2006) der 23 Jahre ein signifikanter Unterschied zwischen den Strategien. Im Vergleich der fungizidbehandelten Varianten zu den unbehandelten Kontrollen innerhalb der Strategien war in der GfP-Strategie in nur vier Jahren ein signifikanter Unterschied ersichtlich, bei der IPS-Strategie in nur einem Jahr. Fungizidanwendungen wären retrospektiv betrachtet häufig nicht erforderlich gewesen. Entsprechend der Erträge und Fungizid-Behandlungsindizes, war auch der fungizidkostenfreie Erlös gemittelt über die sechs Jahre der Phase 3 nicht signifikant verschieden. Die Untersetzung der Strategien GfP und IPS reichte bislang nicht aus, um einen deutlichen Unterschied zwischen diesen zu zeigen, was letztlich auf die schon geringen Fungizid-Behandlungsindizes in der Strategie GfP zurückzuführen ist, die in allen Phasen unter denen der regionalen Praxis lagen und auf die teils gut wirksamen Resistenzen der ausgewählten Sorten. Trotz der häufigen Überschreitungen der Bekämpfungsrichtwerte und der daraus resultierenden Fungizidanwendungen, war der weitere Krankheitsverlauf oft mäßig bis gering. Deutliche Ertragsunterschiede zeigten sich lediglich in Jahren mit hohem Befallsdruck und günstigen Witterungsbedingungen für den Infektionsverlauf.

In order to develop concepts for integrated plant protection, a field trial of the Julius Kühn-Institute was set up in Dahnsdorf (Brandenburg) in 1995 and various long-term field trials were carried out. Within the framework of the largest and oldest on-site long-term field trial “Comparison of Strategies for Environmentally Friendly Plant Protection”, this paper examines the effects of a 50% reduction strategy in phase 1 (1997 to 2007) and a consistent implementation of integrated plant protection (IPS) in phase 2 (2008 to 2013) and modified in phase 3 (2014 to 2019) compared to a practical strategy (GfP), with regard to situation-specific plant protection against fungal pathogens in winter wheat. While in the first two phases of the trial (1997 to 2013) identical varieties were grown in the strategies, in phase 3 an extension was made to include the variety component. The most frequently occurring diseases were leaf blotch (Zymoseptoria tritici, Septoria nodorum), leaf rust (Puccinia triticina) and yellow rust (Puccinia striiformis f. sp. tritici), which occurred with very different intensity over the years depending on weather and disease pressure. The fungicide treatment frequency index, as a measure of the intensity of plant protection, showed a value of 0.8 (situation-related plant protection product application (100%) and 0.4 (50% of situation-related application) in phase 1 on average over the years. This was a significant difference between the strategies to be tested, which was due to the strict reduction of plant protection product applications by 50%. The change of the trial in phase 2 and 3 resulted in a fungicide treatment frequency index of 1.2 and 1.1 in the IPS strategy and 1.7 and 1.9 in the GfP strategy, which proved to be not significantly different. When comparing the yields, there was a significant difference between the strategies in only two (2001, 2006) of the 23 years. Also in comparison with the untreated controls, a significant difference was evident in only four years in the GfP strategy, and in only one year in the IPS strategy. Fungicide applications would often not have been necessary retrospectively. In line with the yields and fungicide treatment frequency indices, the net profit averaged over the six years of phase 3 was also not significantly different. Thus, the differentiation of the GfP and IPS strategies was not sufficient to show a clear difference between them so far, which is ultimately due to the already low fungicide treatment frequency indices in the GfP strategy, which were below those of regional practice in all phases, and to the effective resistances of the selected varieties. Despite the frequent exceeding of the control thresholds and the resulting fungicide applications, the disease progress was often moderate to low. Clear yield differences are only evident in years with high disease pressure and favourable weather conditions for infection.

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