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Szenarien einer Bioökonomie für Deutschland aus gesellschaftlicher Perspektive

Im Rahmen des Projektes BEPASO wurden drei Zukunftsszenarien entworfen, die verschiedene Möglichkeiten einer Bioökonomie in Deutschland im Jahr 2050 abbilden. Unter Bioökonomie wird der Übergang von einer erdölbasierten Wirtschaft zu einer Wirtschaft verstanden, die überwiegend auf biobasierten Rohstoffen fußt. Die drei entwickelten Szenarien „Bioökonomie am Tropf“, „Bioökonomie-Inseln“ und „Bioökonomie-Wende“ stellen das Ergebnis eines intensiven Diskussionsprozesses mit Stakeholdern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft dar. Ziel der hier vorgestellten Untersuchung war die Beantwortung der Frage: Wie bewerten die Bürger diese Szenarien der Bioökonomie? Zur Beantwortung der aufgeworfenen Forschungsfrage wurden ein qualitativer (Gruppendiskussionen) und ein quantitativer Erhebungsschritt (Online-Erhebung) miteinan-der kombiniert. Aus Sicht der Bürger war das Szenario „Bioökonomie-Wende“ am ehesten akzeptabel und wurde als nachhaltig und zukunftsfähig eingeschätzt. Staatliche Steuerungsinstrumente, wie die Förderung der Nutzung nachwachsender Rohstoffe oder eine Konsumgütersteuer auf Basis des ökolo-gischen Fußabdruckes der Produkte, wurden begrüßt. Allerdings wurde ein funktionierender Ausgleichsmechanismus eingefordert, um finanzielle Belastungen für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen abzufedern. Die Akzeptanz der „Bioökonomie-Wende“ hing wesentlich von den Einstellungen der Bürger zur Bioökonomie ab. Je mehr Wert daraufgelegt wurde, dass natürliche Zusammenhänge beachtet und Suffizienzstrategien verfolgt werden sollten, desto stärker war die Akzeptanz. Je wichtiger hingegen wirtschaftliche Kosten-Nutzen-Überlegungen waren, umso kritischer wurde das Szenario beurteilt. Im Szenario „Bioökonomie-Inseln“ wurden die Nutzung erneuerbarer Energien und der vermehrte stoffliche Einsatz biobasierter Rohstoffe geschätzt. Nicht akzeptiert wurde hingegen, dass von diesen Fortschritten nur die Industrieländer profitieren und es zu negativen ökologischen Effekten in Entwicklungsländern kommen kann. Auch die zunehmenden sozialen Disparitäten in Deutschland, die in diesem Zukunftsszenario beschrieben wurden, waren aus Sicht der Bevölkerung nicht akzeptabel. Dieses Szenario wurde tendenziell besser wahrgenommen, wenn eine ausgeprägte Technologie- und Wirtschaftlichkeitsorientierung bei den Befragten vorlag. Das Szenario „Bioökonomie am Tropf“ war die am wenigsten akzeptierte Zukunftsvision, weil sie als nicht nachhaltig eingeschätzt wurde. Das wurde vor allem auf die passive Haltung der Politik und den konsumorientierten Lebenswandel der Bevölkerung zurückgeführt. Diese Nachteile wogen deutlich stärker als die positiven Effekte, wie konstante Preise und unveränderte Lebensbe-dingungen. Je wichtiger eine ökonomische Kosten-Nutzen-Abwägung für die Beurteilung der Bioökonomie war, umso besser wurde das „Bioökonomie am Tropf“ Szenario wahrgenommen. Eine stärkere Umweltorientierung der Befragten wirkte sich dagegen nachteilig auf die Wahrnehmung dieses Szenarios aus.

Within the BEPASO project, three scenarios have been developed which illustrate different possibilities for a bioeconomy in Germany in 2050. Bioeconomy refers to the transition from a fossil-based economy to a bio-based economy. The three developed scenarios "Bioeconomy on the Drip", "Bioeconomy Islands" and "Bioeconomy Change" evolved from an intensive stakeholder process with representative from industry, policy and science. The aim of this study here was to answer the question: How do citizens evaluate different scenarios of the bio-economy for Germany in 2050? To answer the research question raised, a qualitative (group discussions) and a quantitative survey step (online survey) were combined. From the citizens' point of view, the "Bioeconomy Change" scenario was the most acceptable since it was perceived to be sustainable and promising. Governmental measures such as the promotion of the use of renewable raw materials or a product tax based on the ecological foot-print of products were welcomed. However, a functioning compensation mechanism was requested to cushion the likely financial burdens on low-income population groups. The acceptance of the "Bioeconomy Change" scenario depended largely on the attitudes of citizens towards the bioeconomy. The more emphasis was placed on respecting natural interactions and on the need of sufficiency strategies, the greater the acceptance. The more relevant economic cost-benefit considerations were for the respondents, the lesser the acceptance. In the scenario "Bioeconomy Islands", the use of renewable energies and of use of bio-based raw materials were appreciated. According to the scenario, only industrialised countries were suppo-sed to benefit from these advances while developing countries presumably suffered from negative ecological effects. These effects were heavily criticised. Also, the increasing social disparities described in this scenario were not acceptable from the respondents’ point of view. This scenario tended to be better perceived if respondents had a strong orientation towards technologic and economic efficiency. The “Bioeconomy on the Drip" scenario was the least accepted vision of the future due to its lack of sustainability. This was primarily attributed to the passive role of policy and the consumption-oriented lifestyle of the population. These disadvantages outweighed the positive effects, such as constant prices and unchanged living conditions. The more important an economic cost-benefit analysis was for respondents’ assessment of the bioeconomy, the better the "Bioeconomy on the Drip” scenario was perceived. In contrast, a positive environmental orientation had a negative effect on the perception of this scenario.

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