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Tierwohl-Förderprämien der Bundesländer : Ausgestaltung, Inanspruchnahme und Reichweite

Tierwohl in der Nutztierhaltung ist in Deutschland ein viel diskutiertes Thema. Umfragen zeigen, dass sich die Gesellschaft eine Verbesserung der Nutztierhaltung wünscht und dabei vor allem die Politik und Wirtschaft in der Verantwortung sieht. Der Politik stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung, um lenkend einzugreifen. Neben der Schaffung geeigneter rechtlicher Rahmenbedingungen kommen hierfür Fördermaßnahmen in Frage. Zu nennen sind hier insbesondere die Investitionsförderung und die Gewährung von Förderprämien für tiergerechtere Haltungs- und Managementverfahren. Letztere werden bislang noch wenig genutzt. Um die Informationslage über dieses Politik-Instrument zu verbessern, werden in diesem Beitrag die von den Bundeslän-dern angebotenen Tierwohl-Förderprämien dargestellt und das Potenzial dieser Maßnahmen zur Verbesserung des Tierschutzes anhand von deren Reichweite eingeordnet. In Deutschland gibt es derzeit fünf Bundesländer, die im Rahmen der Förderung über den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) die Verbesserung des Tierwohls über eine Tierwohl-Förderprämie finanziell unterstützen. Von den in der Förderperiode 2014 - 2020 zur Verfügung stehenden ELER-Mitteln sind in Deutschland knapp ein Prozent für die Maßnahme „Tierschutz“ vorgesehen. Außerhalb des ELER werden in Deutschland zwei weitere Maßnahmen umgesetzt. Hamburg finanziert eine Tierwohl-Förderprämie zusammen mit dem Bund (über die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK)) und Bayern setzt eine Tierwohl-Förderprämie als reine Landesmaßnahme um. Tierwohl-Förderprämien für Rinder sind die verbreitetste Fördermaßnahme, wobei vor allem die Sommerweidehaltung von Milchkühen gefördert wird. Schweine und Hühner werden deutlich seltener in der Förderung berücksichtigt, das gleiche gilt für Mastrinder. Bis auf zwei in Niedersachsen angebotene ergebnisorientierte Maßnahmen für Mastschweine und Aufzuchtferkel, bei denen die Förderung ausgezahlt wird, wenn ein bestimmter Anteil intakter Schwänze erreicht wird, sind alle Maßnahmen handlungsorientiert. Die Auswertung der Reichweite innerhalb der Bundesländer zeigt, dass mit einem Großteil der angebotenen Prämien bislang keine substanziellen Anteile der Betriebe und Tiere erreicht werden. Auf Bundesebene ist der Anteil erreichter Tiere bei den Rindern mit ca. fünf Prozent mit Abstand am höchsten. Von den Hühnern und Schweinen werden unter ein Prozent der Tiere erreicht. Aufgrund der geringen Reichweite der Maßnahmen kann davon ausgegangen werden, dass mit der Förderung bislang keine grundlegenden Veränderungen der Tierhaltung bewirkt wurden. Sie können aber einen Ansatz für die Erprobung tiergerechterer Verfahren bzw. die Honorierung einer tiergerechten Haltung darstel-len, weil mit ihnen (zumindest teilweise) eine Kompensation der höheren Kosten tiergerechter Verfahren erfolgen kann...

Animal welfare in livestock farming is a much discussed topic in Germany. Surveys show that society desires an improvement in livestock farming and, above all, sees politics and business responsible to bring about change. Policy has various options for intervention: In addition to the creation of appropriate legal framework conditions, support measures are particularly suitable for this purpose. Examples are the measure farm investment support (in the EUs Rural Development Programme Measure M04 “Investments in physical assets”) and the granting of an animal welfare premium for welfare-friendly husbandry and management procedures (in the EUs Rural Development Programme Measure M14 “Animal Welfare”). The latter have so far only been implemented to a limited extend. In order to improve the information available on this policy instrument, this report presents information on the design of and data on the uptake of the “Animal Welfare”-measure implemented by the German federal states. Additionally the potential of these measures to improve animal welfare is assessed on the basis of the number and share of animals supported by the measure. In Germany, five federal states currently support the improvement of animal welfare through the “Animal Welfare”-measure within the framework of the European Agricultural Fund for Rural Development (EAFRD). Of the German EAFRD funds available in the 2014 - 2020 programming period, less than one percent is earmarked for the “Animal Welfare”-measure. Outside the EAFRD, two more “Animal Welfare”-measures are implemented in Germany. Hamburg finances a pasture premium together with the federal government (via the programme “Improvement of the agricultural structures and the coast protection”/“Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz” (GAK)) and Bavaria also implements a pasture premium which is purely self- financed. The measure which is implemented by the largest number of federal states is the pasture premium “summer grazing of dairy cows”. Pigs and chickens are much less often addressed the same goes for cattle for fattening. All support measures are action-oriented, with the exception of two results-oriented measures for fattening pigs and piglets offered in Lower Saxony, where the subsidy is paid when a certain proportion of intact tails is achieved. Most of the premiums offered so far only support a small share of farms and animals. At federal level, the proportion of animals supported is by far the highest in cattle with a share of five percent. Of the chickens and pigs, less than one percent of the animals are supported by animal welfare measures. Due to the limited scope of the measures, it can be assumed that the support has so far not induced fundamental changes in animal husbandry. However, they can represent an approach for testing of animal-friendly procedures and rewarding of an animal-friendly husbandry, because of the compensation (at least in part) of the higher costs of animal-friendly production...

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