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Pflanzenschutz mit Pflanzenextrakten (Botanicals): Hintergründe, zwei Fallstudien, Schlussfolgerungen und Standortbestimmung

Zugehörigkeit
Fakultät Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forst, Fachrichtung Gartenbau, Fachhochschule Erfurt, Deutschland
Dercks, Wilhelm;
Zugehörigkeit
Fakultät Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forst, Fachrichtung Gartenbau, Fachhochschule Erfurt, Deutschland
Hackel, Stefanie;
Zugehörigkeit
Fakultät Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forst, Fachrichtung Gartenbau, Fachhochschule Erfurt, Deutschland
Witte, Hannes;
Zugehörigkeit
Fakultät Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forst, Fachrichtung Gartenbau, Fachhochschule Erfurt, Deutschland
Michaelsen, Malte;
Zugehörigkeit
Fakultät Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forst, Fachrichtung Gartenbau, Fachhochschule Erfurt, Deutschland
Neuber, Mandy;
GND
1016801440
Zugehörigkeit
Julius Kühn-Institut (JKI), Institut für Pflanzenschutz in Gartenbau und Forst, Deutschland
Gärber, Ute;
Zugehörigkeit
TRIFOLIO-M GmbH, Lahnau, Deutschland
Kleeberg, Hubertus

Pflanzenextrakten (= Botanicals) kommt im Pflanzenschutz eine besondere Bedeutung zu, welche sich vor allem auf den ökologischen Landbau auswirkt. Dies hat einerseits mit ihrer Herkunft, ihren spezifischen Wirkungen und toxikologischen sowie ökotoxikologischen Eigenschaften, andererseits mit sich häufig ändernden gesetzlichen Regelungen, patentrechtlichen, ökonomischen und gesellschaftlichen/ politischen Gesichtspunkten zu tun. Im vorliegenden Artikel werden zum einen diese komplexen Hintergründe ausgeleuchtet, zum anderen das Potenzial von zwei ausgewählten Botanicals anhand eigener Versuchsergebnisse herausgearbeitet. Es handelt sich um die Nutzung von Extraktfraktionen von Glycyrrhiza glabra (Süßholz) zur Kontrolle von Bremia lactucae (Falscher Mehltau) an Salat und diejenige von Azadirachtin zur Regulierung von Zikaden an Zitronenmelisse. Beide Substanzen zeigten unter Glas gute Wirkungen, welche im Freiland weniger ausgeprägt oder nicht vorhanden waren. Beim Süßholzextrakt waren die Wirkungen am stärksten, wenn er in fünfprozentiger Konzentration zweimal protektiv appliziert wurde. Dadurch wurden unter Glas Befallshäufigkeit und Befallsstärke des Falschen Mehltaus bei starkem Befallsdruck deutlich reduziert. Azadirachtin (als Pflanzenschutzmittel NeemAzal®-T/S im Gemisch mit dem Zusatzstoff Trifolio S-forte; 1,5 l/ha + 3 l/ha in 600 l Wasser pro Hektar, 3 Applikationen, Intervall 7 Tage) hatte eine deutlich bessere Wirkung gegen Zikaden als natürliche Pyrethrine im Gemisch mit Rapsöl (Spruzit Schädlingsfrei; 6 l/ha in 1.000 l Wasser pro Hektar, 1 Applikation) und entfaltete unter Glas einen sehr hohen Wirkungsgrad bei mittlerem Befallsdruck, der dem von Thiacloprid (Calypso 480 SC; 0,12 l/ha in 400 l Wasser pro Hektar, 1 Applikation) nahekam. Thiacloprid darf aber nicht im ökologischen Landbau eingesetzt werden. Um diese vielversprechenden Ergebnisse für die Praxis nutzbar machen zu können, bedarf es weiterer grundlegender Untersuchungen, die nur im Verbund von privaten Firmen, Forschungsinstitutionen, Pflanzenschutzbehörden und Förderinstitutionen realisiert werden können. Dieser Artikel ist nicht als Präsentation „perfekter“ Ergebnisse abgeschlossener Entwicklungen gedacht, sondern soll beispielhaft die Schwierigkeiten und Fallstricke herausarbeiten, welche bei der Entwicklung eines Botanicals und seiner Anwendungen überwunden werden müssen. Sie sind der Grund dafür, dass der Markt von Botanicals klein bleiben wird.

Plant extracts (botanicals) are of special significance for plant protection, especially in organic farming. This is due to their origin, specific modes of action, toxicological and ecotoxicological properties as well as to ever changing legal, patent, economic and social/political issues. This paper surveys this complex background and presents data on two selected botanicals which pertain to the use of extract fractions from Glycyrrhiza glabra (sweet wood) for control of Bremia lactucae (downy mildew) in lettuce and azadirachtin for control of leafhoppers in Melissa officinalis L. Both compounds exhibited good effects in the greenhouse which were less pronounced or absent in the field. The effects of sweet wood were strongest when applied twice preventively at 5 % concentration. In the greenhouse, this resulted in a lower number of infected plants and smaller leaf areas attacked by the downy mildew pathogen at high disease pressure. Azadirachtin (plant protection chemical NeemAzal®-T/S in combination with the additive Trifolio S-forte; 1.5 l/ha + 3 l/ha in 600 l water per hektar, 3 applications, interval 7 days) was better in controlling leaf hoppers than natural pyrethrins in combination with rapeseed oil (Spruzit Schädlingsfrei; 6 l/ha in 1,000 l water per hektar, 1 application) in the greenhouse and exhibited very high insecticidal efficacy almost equivalent to that of thiacloprid (Calypso 480 SC; 0.12 l/ha in 400 l water per hektar, 1 application) at moderate disease pressure. Thiacloprid, however, is not applicable in organic farming. In order to introduce these promising results in practical plant protection further fundamental studies are needed. These can only be realized by a joint effort of private companies, research and plant protection institutions, as well as public funding bodies. This article is not meant as a presentation of “perfect” results, it is rather an example of the problems and pitfalls that need to be overcome during development of a botanical and its applications. They are the reason why the market for botanicals will remain small.

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