Tierwohl messen in der landwirtschaftlichen Praxis

Die Tierwohlforschung entwickelte sich in den 1960ern als Reaktion auf die Kritik der Bevölkerung an der Lebensqualität von Nutztieren. Zur wissenschaftlichen Untersuchung von Tierwohl stehen drei Konzepte zur Verfügung: (1) das Normalverhalten, (2) die Gesundheit und Körperfunktionen sowie (3) die Emotionen der Tiere. Erhebungsprotokolle zum Tierwohl beziehen sich auf die „Fünf Freiheiten“, die positives Tierwohl als die Abwesenheit von (1) Hunger, Durst, (2) haltungsbedingten Beschwerden, (3) Schmerzen, Verletzungen, Krankheiten, (4) Angst, Stress und (5) das Ausleben von normalen Verhaltensmustern definieren. Ressourcen- und managementbezogene Indikatoren beschreiben die Voraussetzungen für Tierwohl, aber liefern keine direkten Informationen zum Tierwohl. In den letzten Jahren haben verschiedene Organisationen die Anwendung tierbezogener Indikatoren zur Erfassung von Tierwohl empfohlen. Mit dem Welfare Quality® Protokoll wurde ein Erfassungssystem entwickelt, welches Tierwohl überwiegend mit tierbezogenen Indikatoren ermittelt. Das Erhebungsprotokoll bedarf nur wenig Input von dem/ der Tierhalter/-in und wird von externen Personen angewendet. Seit 2014 fordert das deutsche Tierschutzgesetz, dass Nutztierhalter/-innen den Tierwohlstatus ihrer Tiere selbstständig erfassen und bewerten. Daraufhin wurden Erhebungsprotokolle für Sauen, Saugferkel, Absetzferkel und Mastschweine erarbeitet, welche Nutztierhalter/-innen bei der Erfassung der betrieblichen Tierwohlsituation unterstützen sollen. Dafür identifizierten Expertinnen/ Experten im Rahmen von Fachgesprächen mögliche Tierschutzprobleme, wählten aus bestehenden Indikatorensystemen geeignete Indikatoren aus und berücksichtigten eigene Erfahrungen mit der praktischen Anwendung. Anschließend wurde ein Leitfaden zur Beschreibung und Darstellung des Erhebungsprotokolls veröffentlicht. Der Leitfaden beinhaltet Ablaufschemata, Informationen zu den Indikatoren sowie bebilderte Methodenbeschreibungen für die verschiedenen Indikatorausprägungen zur systematischen Erhebung für Schweinehalter/-innen. In dem laufenden Projekt („EiKoTiGer“) werden der Leitfaden getestet, Schulungsmaterial erarbeitet und unterschiedliche Schulungsmethoden miteinander verglichen. Ebenso werden ein Orientierungsrahmen zur eigenständigen Bewertung der betrieblichen Tierwohlsituation und eine App zur Erfassung der Tierschutzindikatoren des KTBL-Leitfadens entwickelt.

Animal welfare research started in the 1960s as a reaction to the public’s ethical concerns regarding the quality of life of farm animals. Three major approaches of scientifically investigating animal welfare can be identified: (1) the natural living approach, (2) the biological functioning approach and (3) the feelings-based approach. Animal welfare assessment schemes refer to the “Five Freedoms”, which define positive animal welfare as the absence of (1) hunger and thirst, (2) discomfort, (3) pain, injury, disease (4) fear, distress and (5) the presence of normal behavior. Resource and management-based indicators address the prerequisites, but do not provide direct information on the welfare state of an animal. In recent years, several organizations recommended implementing animal-based indicators into welfare assessment schemes. With the Welfare Quality® protocol, a monitoring system was established that mainly relied on animal-based indicators to assess welfare. The protocol requires little input from farmers and monitoring is primarily performed by external persons. From 2014, the German Animal Welfare Law requires farmers to assess and evaluate their animals’ welfare using animal-based indicators. An animal welfare assessment protocol for sows, piglets, weaner and fattening pigs was developed, that farmers can use to systematically monitor their pigs. During development, in a multi stakeholder approach, German experts identified the most relevant welfare concerns in pigs. They selected appropriate indicators based on existing schemes and practical experiences. Afterwards, a booklet was published, describing and illustrating the assessment protocol. The booklet further includes procedural charts, information on indicators as well as descriptions of the recording methods and illustrations of scores to help farmers to perform a systematic monitoring of their pigs. In a current project (”EiKoTiGer”) the protocols are tested, training material is developed and different training methods are compared. Further, a framework evaluating the welfare outcomes of the assessment and an app assessing animal welfare based on the selected indicators are developed.

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