Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration in Deutschland: Überblick zum aktuellen Stand der Forschung

Mit der Änderung des Tierschutzgesetzes vom 4. Juli 2013 dürfen männliche Ferkel ab dem 1. Januar 2019 in Deutschland nicht mehr ohne Betäubung kastriert werden. Die bisher verfügbaren Alternativen zur betäubungslosen Kastration sind die chirurgische Kastration unter Allgemein- oder Lokalanästhesie sowie die Impfung gegen Ebergeruch und die Jungebermast. Bei der chirurgischen Kastration wird die körperliche Integrität männlicher Ferkel beeinträchtigt. Mögliche Nachteile für die Tiere ergeben sich durch unzureichende Narkosetiefen bei Kastration unter Allgemeinanästhesie (14–34 %) und eine unzureichende Schmerzausschaltung bei Kastration unter Lokalanästhesie. Alle chirurgischen Methoden erfordern den präoperativen Einsatz von systemisch wirkenden Analgetika zur Linderung des postoperativen Schmerzes. Die Impfung gegen Ebergeruch (Immunokastration) stellt zurzeit die Methode dar, die mit den geringsten systembedingten Schmerzen, Leiden und Schäden für die Tiere einhergeht. Die Jungebermast ist nur mit Anpassungen im Haltungs-Management durchführbar und erfordert möglicherweise die Senkung des Mastendgewichtes, um das Risiko möglicher Geruchsabweichungen im Schlachtkörper zu minimieren. Ebergeruch wird durch die Anreicherung von Androstenon, Skatol und Indol im Fettgewebe verursacht und u. a. durch das Schlachtgewicht, die Rasse, die Haltung und die Fütterung beeinflusst. Die Geruchskomponenten können mit Laborverfahren sowie „Human-Nose-Scoring“ am Schlachthof nachgewiesen werden. Die Verbreitung der Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration sind in der Europäischen Union je nach Mitgliedsland unterschiedlich. Die Ebermast wird v. a. in Großbritannien, Irland, Spanien, Portugal und zunehmend auch in den Niederlanden praktiziert. Die Impfung gegen Ebergeruch wird v. a. in Belgien angewandt, während die Inhalationsnarkose in der Schweiz und die Kastration unter Lokalanästhesie in Schweden und Norwegen breite Anwendung finden.

Starting on January 1st, 2019, the castration of male piglets without anesthesia is prohibited in Germany, due to the July 4th, 2013 modification of the German Animal Welfare Act. Available alternatives are the surgical castration under general- or local anesthesia, the vaccination against boar taint and the fattening of young boars. Surgical castration impairs the integrity of male piglets. The potential disadvantages of the alternative methods are insufficient depth of general anesthesia (14–34% of narcotized piglets) or insufficient analgesia during castration when using local anesthetics. In order to avoid post-operative pain, all surgical methods require the administration of systemically active analgetics prior to castration. Presently, vaccination against boar taint (immunocastration) is regarded to cause the least pain, damage and suffering for the animals. The fattening of young boars is possible if the management is adjusted and the slaughter weights are reduced to minimize the risk of boar taint in carcasses. Boar taint is caused by androstenone, skatole and indole in fatty tissue of boars and among others it is influenced by slaughter weight, breed, housing conditions and feeding. Laboratory methods as well as “human nose scoring” can detect odour components at the slaughterhouse. Within the European Union, the distribution of the use of the different alternatives to surgical castration of piglets without anesthesia varies between member states. Fattening of young boars is widely spread in e.g. Great Britain, Ireland, Spain and Portugal and increasingly also in the Netherlands. Vaccination against boar taint is mainly used in Belgium, whereas farmers mainly castrate piglets surgically with general anesthesia by inhalation in Switzerland and the use of local anesthesia in Sweden and Norway.

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