(Re-)Traditionalisierung und Flexibilität : Intergenerationale Unterstützungsleistungen und die Reproduktion von Geschlechterungleichheiten in West- und Ostdeutschland

Familiensoziologische und familiendemographische Forschungen stellen auch 20 Jahre nach dem politischen Umbruch in der DDR und der Vereinigung der beiden deutschen Staaten immer noch erhebliche Unterschiede zwischen den alten und neuen Bundesländern fest (vgl. Krause/Ostner 2010). Ostdeutsche Frauen sind wesentlich jünger als westdeutsche, wenn sie ihr erstes Kind bekommen, auch bleiben sie seltener kinderlos. Während in Westdeutschland Kinder mit großer Mehrheit innerhalb einer Ehe geboren werden, verhält es sich in Ostdeutschland zumindest beim ersten Kind genau umgekehrt. In Ostdeutschland gibt es zudem eine deutlich höhere Zahl alleinerziehender Mütter. In anderen Bereichen sind die Unterschiede weniger deutlich, sodass sich eine allgemeine Aussage zur Frage, ob sich Familienformen in Ost- und Westdeutschland im Zuge der Vereinigung eher angeglichen haben oder sich gar auseinanderentwickeln, nicht eindeutig treffen lässt (vgl. zum vorangehenden Kreyenfeld/Konietzka 2008, 2010). Hinsichtlich des Erwerbsverhaltens von Müttern und der praktizierten Arbeitsteilung in Familien sind die Unterschiede aber (weiterhin) offensichtlich: So sind in Ostdeutschland deutlich mehr Mütter (Vollzeit) erwerbstätig als in Westdeutschland. Während in Westdeutschland in Ehen mit Kindern das (modernisierte) männliche Ernährermodell dominiert, in dem die Frau erwerbslos ist oder einer Teilzeitbeschäftigung nachgeht und der Mann Vollzeit erwerbstätig ist, finden sich in Ostdeutschland vor allem Paare, in denen beide Partner Vollzeit arbeiten, und das männliche Ernährermodell ist weniger stark verbreitet (Konietzka/ Kreyenfeld 2010; Schmitt/Trappe 2010). Ob sich dahinter stehende Geschlechterrollen in Ost- und Westdeutschland unterscheiden, ob diese Unterschiede fortbestehen oder sich gar nach der Wende verstärkt haben – oder ob eine Angleichung zwischen den beiden Teilen Deutschlands stattfindet, ist in der sozialwissenschaftlichen Diskussion noch offen (Kahlert 2010).

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