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Betriebswirtschaftliche Auswirkungen von Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration in Deutschland

Die am 01.01.2019 in Kraft tretende Gesetzesänderung zum Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration bedeutet für die schweinehaltenden Betriebe in Deutschland eine Umstellung ihrer bisherigen Praxis. Als umsetzbare Strategien werden die Jungebermast, die Impfung gegen Ebergeruch (sogenannte Immunokastration) und die Kastration unter Anwendung verschiedener Narkoseverfahren diskutiert. Zielsetzung dieser Studie ist es, eine Analyse der betriebswirtschaftlichen Auswirkungen dieser alternativen Verfahren und einen Vergleich der Wirtschaftlichkeit zu erstellen. Im ersten Schritt wird eine Referenzsituation (Baseline) mit der derzeit praxisüblichen betäubungslosen Kastration männlicher Ferkel spezifiziert und Szenarien der Alternativen mit ihren Änderungen auf die Parameter des Produktionsprozesses definiert. Die Baseline wird als Referenz für die Quantifizierung der Tierleistungen, Kosten und Erlöse in den alternativen Szenarien verwendet. Als Referenzbetriebe werden sowohl norddeutsche Strukturen als auch in einer Variationsrechnung bayerische Betriebsdaten modelliert und abgebildet. Die Auswirkungen der Szenarien und verschiedener weiterer Variationsrechnungen werden als Vollkostenrechnungen ausgewertet, weil neben den Direktkosten auch Investitionen und Gemeinkosten betroffen sind. Die Jungebermast ist hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit im Vergleich zur derzeitigen Praxis der betäubungslosen Kastration positiv zu bewerten. Wenn der Produktionsrhythmus der Jungebermast an die kürzere Mastdauer und die niedrigeren Schlachtgewichte angepasst wird (Erhöhung der Durchgänge), ist die Rentabilität sowohl kurz- als auch langfristig höher als in der Baseline und den übrigen untersuchten Szenarien. Dies gilt unter der Voraussetzung, dass a) der Anteil der Tiere mit Ebergeruch unter 3,5 Prozent liegt und b) für diese Tiere keine Preisabschläge anfallen. Bei der Impfung gegen Ebergeruch zeigt sich, dass alle Leistungskennzahlen dieses Szenarios dicht bei der Baseline liegen und insgesamt vorteilhaft zu bewerten sind. Der zusätzliche Arbeitsaufwand der Impfung wird durch die bessere Futterverwertung der Tiere kompensiert. Demgegenüber sinken die Leistungskennzahlen im Szenario mit den Narkoseverfahren gegenüber der Baseline. Hier wirken sich die zusätzlichen Kosten in der Ferkelproduktion und die geringeren Leistungen der Börge in der Mast bis zum Zeitpunkt der Schlachtung aus. Hinsichtlich der langfristigen Rentabilität (EKfL) ergibt sich folgende Reihenfolge der Wirtschaftlichkeit: Ebermast ohne Investition – Ebermast mit Investition – Immunokastration – Baseline – Injektionsnarkose – Isoflurannarkose (Inhalation). Trotz unterschiedlicher Werte in der Baseline des landwirtschaftlichen Betriebes mit bayerischen Kennzahlen ändert sich die relative Vorzüglichkeit der Alternativen Verfahren zur betäubungslosen Ferkelkastration nicht.

The amendment of the law on the prohibition of piglet castration without anesthesia, which will come into force on January 1, 2019 requires a practice change in pig-producing farms in Germany. Viable strategies are boar fattening, vaccination against boar taint (so-called immunocastration) and the castration with the use of anesthesia. The aim of this study is to provide an analysis of the economic impact of these alternative procedures and a comparison of the economic viability. In the first step, a reference situation (baseline) is specified for the currently applied castration of male piglets without anesthesia; further, the changes of the above alternative scenarios are defined and quantified. The baseline is used as a reference for the quantification of the animal performance, costs and revenues in the alternative scenarios. As reference farms, North German structures as well as a Bavarian situation in a further calculation are modeled and depicted. The effects of the scenarios and certain variations are considered as a total cost calculation due to the fact that apart from the direct costs, investments and overhead costs are affected by the changes. The boar finishing shows positive/profitable results. If number of cycles is increased according to the reduced fattening period and the lower carcass weights, the profitability is higher in the short and long term than in the baseline or the other scenarios. A precondition is that the occurrence of animals with boar taint is below 3,5 percent and that there is no price discount for those animals with boar taint. In the scenario vaccination against boar taint all performance indicators are close to the baseline and can hence be evaluated as beneficial, too. The additional workload of the vaccination is compensated by the better feed conversion of the animals. The performance characteristics are lowest in the scenario with the anesthesia procedures. This is due to the additional costs involved in piglet production and the lower performance of the castrated pigs in the fattening period up to the time of slaughter. In terms of long-term profitability, the following order of profitability applies: boar fattening without investment – boar fattening with investment – immunocastration – baseline – castration with intramuscular anesthesia – castration with isoflurane anesthesia (inhalation). When using the Bavarian baseline, the relative benefits of the alternative methods for the piglet castration without anesthesia does not change either.

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