Risiken für bakterielle Infektionen nach Tätowierungen : Ein systematisches Literaturreview

Hintergrund: Tattoos erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. In den Industrienationen sind mittlerweile 10 – 20 % der Erwachsenen tätowiert. Angesichts dieser weiten Verbreitung sollten nicht nur die Allgemeinbevölkerung, sondern auch medizinisches Fachpersonal und Entscheidungsträger in der Gesundheitspolitik die möglichen gesundheitlichen Folgen des Tätowierens stärker beachten.
Methode: Es erfolgte eine systematische Literaturrecherche zu klinischen Infektionen infolge von Tätowierungen und zu mikrobiologischen Studien, in denen kontaminierte Tätowiertinten analysiert wurden. Des Weiteren wurden auf einer internationalen Tattoo Convention in Deutschland Proben von Tätowierfarben genommen und bakteriologisch untersucht.
Ergebnisse: Im Rahmen der Literaturrecherche konnten 67 Fälle bakteriell-infektiöser Komplikationen nach Tätowierungen in den Jahren 1984 bis 2015 identifiziert werden. Beschrieben wurden lokale Hautinfektionen, Abszesse, nekrotisierende Fasziitis und schwerwiegende systemische Infektionen wie Endokarditis und septischer Schock. Studien zur Erfassung bakteriologischer Kontaminationen haben gezeigt, dass sowohl geöffnete als auch geschlossene Tätowierfarben klinisch signifikante Mengen bakterieller Krankheitserreger enthalten können und somit eine mögliche Infektionsquelle darstellen. In unserer eigenen Untersuchung waren 2 von 39 Tätowierfarben mit aeroben mesophilen Bakterien kontaminiert.
Schlussfolgerung: Unzureichende Hygienemaßnahmen in Tätowierstudios und eine mangelhafte Wundversorgung durch nichtmedizinisches Fachpersonal sind Hauptrisikofaktoren für Infektionen infolge des Tätowierens. Außerdem können Tätowierfarben fakultativ pathogene Bakterien enthalten, die ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko darstellen. Komplikationen in Form von systemischen Infektionen scheinen jedoch selten aufzutreten.

Background: Tattooing is a globally growing trend. Overall prevalence among adults in industrialized countries is around 10–20%. Given the high and increasing numbers of tattooed people worldwide, medical and public health implications emerging from tattooing trends require greater attention not only by the public, but also by medical professionals and health policy makers.
Methods: We performed a systematic review of the literature on tattoo-associated bacterial infections and bacterial contamination of tattoo inks. Furthermore, we surveyed tattoo inks sampled during an international tattoo convention in Germany to study their microbial status.
Results: Our systematic review identified 67 cases published between 1984 and 2015, mainly documenting serious bacterial infectious complications after intradermal deposition of tattoo inks. Both local skin infections (e.g. abscesses, necrotizing fasciitis) and systemic infections (e.g. endocarditis, septic shock) were reported. Published bacteriological surveys showed that opened as well as unopened tattoo ink bottles frequently contained clinically relevant levels of bacteria indicating that the manufactured tattoo product itself may be a source of infection. In our bacteriological survey, two of 39 colorants were contaminated with aerobic mesophilic bacteria.
Conclusions: Inappropriate hygiene measures in tattoo parlors and non-medical wound care are major risk factors for tattoo-related infections. In addition, facultative pathogenic bacterial species can be isolated from tattoo inks in use, which may pose a serious health risk.

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