Die wiederkehrende Notwendigkeit von Stechmücken-Surveillance und -Forschung

Blut saugende Gliedertiere und die mit ihnen assoziierten Krankheiten stellen eine zunehmende Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Tier in Europa dar. Nachdem die endemische Malaria gegen Mitte des letzten Jahrhunderts ausgerottet worden war, gewinnen mit fortschreitender Globalisierung unter anderem Stechmücken als Überträger von Krankheitserregern (Vektoren) erneut enorme Bedeutung, da exotische Arten und stechmückenbürtige Pathogene zunehmend häufig eingeschleppt werden. Von Krankheitsausbrüchen und -fällen ist momentan insbesondere der südeuropäische Raum betroffen, aber auch nach Deutschland breiten sich invasive Stechmückenarten aus, darunter effiziente Vektoren. Während fundierte Kenntnisse zum Vektorpotenzial vieler tropischer und subtropischer Spezies existieren, sind entsprechende Daten über einheimische Arten rar. Ausnahmen bilden die Anopheles-Mücken, die im historischen Europa bereits als Überträger von Malariaparasiten fungierten. Es ist jedoch davon auszugehen, dass viele weitere einheimische Arten unter bestimmten Bedingungen Krankheitserreger übertragen können und jedenfalls unter dem Szenario einer Klimaerwärmung an Vektorkompetenz gewinnen. Für Risikoanalysen und -modellierungen ist daher die Überwachung der einheimischen Stechmückenfauna und der in ihr kursierenden potenziellen Pathogene dringend angeraten, ebenso die Erforschung der Bedingungen zur Ausbreitung von Vektoren und Erregern sowie zur Übertragung. Nur eine ausreichende Datenbasis kann helfen, gezielte prophylaktische Maßnahmen zu ergreifen und Bekämpfungsstrategien zu entwerfen. Internationale Gesundheitsorganisationen haben das längst erkannt und propagieren die kontinuierliche Sammlung von Daten zur Verbreitung von Stechmücken und mit ihnen assoziierter Krankheiten in der EU. Auf nationalen Ebenen sind die Behörden zurückhaltender, obwohl – ähnlich wie in vielen anderen Gesundheitsbereichen – sich auch bei den Stechmücken-assoziierten Krankheiten gezeigt hat, dass die Ergreifung präventiver Maßnahmen kostengünstiger ist als das Management von Krankheitsfällen und die Abdeckung der Folgekosten. Der vorliegende Beitrag soll die Notwendigkeit der Reintensivierung der Stechmückenüberwachung und -forschung in Deutschland und anderen europäischen Staaten illustrieren.

Hematophagous arthropods and the diseases associated with them represent a growing threat to human and animal health in Europe. After the eradication of endemic malaria from Europe in the middle of the last century, there has been a resurgence of mosquitoes as significant vectors of disease agents under the influence of continuing globalisation, as exotic species and mosquito-borne pathogens are being introduced with increasing frequency. At present, southern Europe is particularly affected by disease outbreaks and cases, but invasive mosquito species, including efficient vectors, have also emerged in Germany. While there is considerable knowledge on the vector potential of many tropical and subtropical mosquito species, corresponding data on the indigenous mosquito species are scarce. Exceptions are the Anopheles species, which were already vectors of malaria parasites in historic Europe. It must be assumed, however, that many further indigenous species are able to transmit pathogens under certain conditions and will by all means gain vector competence under a scenario of climate warming. Thus, the permanent surveillance of mosquitoes and mosquito-borne disease agents is paramount for the purposes of conducting risk analyses and modelling, in addition to research work addressing the conditions of the spread of vectors and pathogens and of pathogen transmission. Only ample data can facilitate taking appropriate prophylactic action and designing control strategies. International health organizations have realised this and started to promote data collection on mosquitoes and mosquito-borne diseases in the EU. At a national levels, authorities are more reluctant, although, similar to other fields of health, it has been shown for mosquito-borne diseases that preventive measures are more cost-saving than disease case management and the coverage of follow-up costs. The present article is intended to illustrate the necessity of the re-intensification of mosquito surveillance and research in Germany and other European countries.

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