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Regulierung des Kartoffelkäfers (Leptinotarsa decemlineata Say) mit biologischen Pflanzenschutzmitteln (Azadirachtin, B.t.t., Pyrethrum, Spinosad) und deren Nebenwirkungen auf Blattlausprädatoren im ökologischen Kartoffelanbau

GND
1029218943
Zugehörigkeit
Julius Kühn-Institut (JKI), Institut für Strategien und Folgenabschätzung im Pflanzenschutz, Deutschland
Kühne, Stefan

Zur Regulierung des Kartoffelkäfers (Leptinotarsa decemlineata Say) im Ökologischen Landbau reichen oftmals die vorbeugenden Maßnahmen nicht aus, und nur die Anwendung z.B. von Pflanzenschutzmitteln kann die Ertragssicherheit gewährleisten. Ziel der auf einem nach EU-Ökorichtlinien zertifizierten Versuchsfeld durchgeführten Versuche war es deshalb, die dem Ökologischen Landbau zur Verfügung stehenden, biologischen Pflanzenschutzmittel hinsichtlich des optimalen Anwendungszeitpunktes, ihrer Wirkung auf den Schädling und Nebenwirkungen auf Nützlinge sowie deren Wirtschaftlichkeit zu untersuchen. Die Pflanzenschutzmittel Spruzit Neu (Pyrethrum, a.i. 4,59 g/l), Novodor FC (Bacillus thuringiensis var. tenebrionis (B.t.t.), a.i. 20 g/l), NeemAzal-T/S (Neem, a.i. 10 g/l) und SpinTor (Spinosad, a.i. 480 g/l) wurden in den Versuchsjahren von 2004 bis 2009 vergleichend auch in ihrer Kombination getestet. Die Ergebnisse dokumentieren, dass pyrethrumhaltige Präparate auch mit zweifacher Behandlung und verfeinerter Anwendungstechnik keine zufriedenstellende Wirkung mehr zeigen. Aufgrund wachsender Resistenzerscheinungen gegen diesen Wirkstoff wurde von einer Anwendung in Regionen mit intensivem Kartoffelanbau abgeraten. Auch eine einmalige Behandlung mit dem Bakterien­präparat (B.t.t.) oder dem Neem-Präparat NeemAzal T/S zeigte unzureichende Wirkungen bei hohem Schad­erregeraufkommen. Sehr gute Erfolge erzielte die Kombination beider Präparate bei zeitversetztem Einsatz, insbesondere dann, wenn zuerst das Neem- und bis zu fünf Tagen später das Bakterienpräparat angewendet wurde. Dabei ließen sich die Aufwandmengen der Mittel sogar herabsetzen. Gleichzeitig wird mit dieser Vorgehensweise das Risiko der Ausbildung von Resistenzen gegen eines der Mittel reduziert. Eine Tankmischung aus Neem- und B.t.t.-Präparaten war der zeitversetzten Anwendung der Präparate jedoch unterlegen. Es ist anzunehmen, dass in Zukunft das Pflanzenschutzmittel SpinTor (Spinosad), aufgrund der geringen Anwendungskosten, das bevorzugte Mittel zur Kartoffelkäferregulierung für die Landwirte sein wird. Auch unter den schwierigen Versuchsbedingungen im Jahr 2009 erzielte die einmalige Anwendung des Präparates Wirkungsgrade von über 80%. Aufgrund der möglichen Resistenzentwicklung ist aber auch hier ein jährlicher Wirkstoffwechsel unbedingt zu empfehlen. Da die Mittel nur wenige Tage nach der Ausbringung wirksam bleiben, kommt der Festlegung des optimalen Anwendungszeitpunktes zentrale Bedeutung zu. Dabei kann die Anwendung des Prognosemodells SIMLEP3 herangezogen werden. Die erhobenen Boniturdaten stimmten mit den Prognosen des Simulationsmodells bis auf das Jahr 2009 sehr gut überein. Das Auftreten von Blattlausprädatoren in Kartoffel­beständen ist vergleichsweise gering und wird über­wiegend durch Marienkäfer (Coccinellidae) bestimmt (> 90%). Zu den häufigsten Arten gehören der 7-Punkt Marienkäfer (Coccinella septempunctata L.) und der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis Pallas). Im Versuchsjahr 2008 konnte in allen Varianten, in denen Pflanzenschutzmittel angewendet wurden, im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle, eine steigende Anzahl an Nutzinsekten beobachtet werden. Die Ursache liegt im starken Blattverlust durch den Käferfraß in der unbe­handelten Variante, die immer weniger Lebensraum für die Blattläuse und deren Gegenspieler bot.

In organic farming, preventive measures frequently do not provide sufficient control of the Colorado potato beetle (CPB, Leptinotasara decemlineata Say), and treatments (e.g. plant protection products, PPPs) are needed to ensure crop safety. In the present study, we compared the efficacy of four biological insecticides – Spruzit Neu (pyrethrum, 4.59 g/l), Novodor FC (Bacillus thuringiensis var. tenebrionis (B.t.t.), 20 g/l), NeemAzal-T/S (neem, 10 g/l) and SpinTor (spinosad, 480 g/l) – against this pest in certified organic fields from 2004 to 2009. Split application of neem and B.t.t. significantly reduced the percentage of defoliation due to larval feeding and significantly increased the potato yields, particularly when neem was applied first followed by B.t.t. up to five days later. This even made it possible to reduce the doses of the two products. At the same time, this strategy reduces the risk of resistance to one of the products. Combined application of neem and B.t.t. in tank mixes was inferior to split application of the two products. Because of its low cost and high efficacy, it is likely that farmers would prefer the spinosad product. A single spinosad treatment was more than 80% effective, even in the difficult test conditions in 2009. However, considering the potential for resistance development, it is recommended to change insecticides each year. In three years of field experiments, pyrethrum (Spruzit Neu) did not achieve a significant reduction of CPB larvae. Because the PPPs remain effective only a few days after application, optimal timing of their application is crucial. The SIMLEP3 forecasting model is useful for determining the optimal timing of treatment. The field data collected showed excellent agreement with the predictions of the simulation model except for 2009. The numbers of beneficial insects in the experimental potato fields were very low in all years. Ladybirds of the species Coccinella septempunctata L. and Harmonia axyrides Pallas were the most dominant predators. In 2008, we found a positive side effect of biological pesticides on the number of beneficial insects. Compared to untreated controls, increased numbers of beneficial insects were found in crops treated with spinosad (significant difference) 25 days after spraying. This difference was due to the foliage loss caused by the CPB larvae feeding in the untreated controls, which destroyed the habitat for aphids and their predators.

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