Ein Ausbruch der modernen Art: Salmonella Montevideo in einem Nahrungsergänzungsmittel

Im Frühjahr 2010 kam es zu steigenden Erkrankungszahlen mit dem seltenen Serovar Salmonella Montevideo (S. Montevideo). Die epidemiologische Spurensuche erfolgte in mehreren Etappen und konnte schließlich ein lückenloses Abbild vom Herstellungsprozess über Handelsbeziehungen bis zum Endverkauf des kontaminierten Produktes reproduzieren. Zunächst wurde eine auffällige Bevölkerungsgruppe identifiziert. Es erkrankten insgesamt 37 Personen, hauptsächlich weiblich und mit einem durchschnittlichen Alter von 56 Jahren. Die Fälle wurden aus 6 Bundesländern gemeldet. Erste Hinweise auf ein gemeinsames Vehikel gelangen durch eine erkrankte ältere Dame, die ein bestimmtes Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln eingenommen hatte. Sie hatte von diesen Kapseln noch Vorräte und konnte sie zur mikrobiologischen Untersuchung abgeben. In diesen Kapseln wurde dann S. Montevideo festgestellt. Bei der folgenden Ermittlung konnte ein Zusammenhang von Kapseln einer bestimmten Charge zu weiteren Erkrankten gesichert werden. Es erfolgte schließlich eine mikrobiologische Bestätigung beim Hersteller aus vorrätigen Kapseln sowie einer Zutat für die Herstellung. Bei der sich anschließenden Vorwärts- und Rückverfolgung der Kapseln sowie der kontaminierten Zutat kam eine Verbindung zu weiteren Mitgliedsstaaten sowie eines weiteren Kontinentes hinzu. Der Verkauf der Kapseln erfolgte fast ausschließlich via online- bzw. Tele-Shopping. Den Vertriebsfirmen gelang es daher, eine punktuelle, personenorientierte Rückrufaktion beim Endverbraucher durchzuführen. Jeder „klick" konnte zurückverfolgt und damit eine weitere Ausdehnung des Ausbruches akkurat verhindert werden. Flankierend wurden mittels RASFF und der Presse vor dem Produkt gewarnt. Die Aufklärung dieses überregionalen Ausbruches war durch interdisziplinäre und behördenübergreifende Kooperation geprägt und zeigt eindrucksvoll, welche Kaskaden nötig waren, um den Ursprung einer Kontamination sowie die Verteilung in der Bevölkerung zu stoppen.

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