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Wenn Lebensmittel krank machen - Bericht über das Bundesweite Erfassungssystem für Lebensmittel, die an Krankheitsausbrüchen beteiligt sind

Lebensmittelbedingte Infektionen und Intoxikationen des Menschen können von einer Vielzahl bakterieller, viraler und parasitärer Erreger bzw. durch sie gebildete Toxine verursacht werden. Meistens verursachen sie Magen-Darm-Beschwerden, die oft einen milden, selbstlimitierenden Verlauf nehmen; sie können aber auch schwere, mitunter lebensbedrohliche Erkrankungen verursachen. Unter einem lebensmittelbedingten Krankheitsausbruch versteht man Erkrankungen von zwei oder mehr Personen, welche vermutlich oder nachgewiesenermaßen mit demselben Lebensmittel im Zusammenhang stehen.Lebensmittelbedingte Ausbrüche können als lokale Ereignisse beispielsweise in einer Einrichtung der Gemeinschaftsverpflegung oder im Privathaushalt auftreten, wenn durch Handlungsfehler oder durch die Verwendung verunreinigter Zutaten verzehrsfertige Lebensmittel kontaminiert werden. Dann kann es zu einem plötzlichen Auftreten von mehreren Erkrankungsfällen nach dem Verzehr dieser Speisen kommen. Lokale lebensmittelbedingte Ausbrüche werden dadurch in der Regel schnell erkannt, an die zuständigen Behörden gemeldet und von diesen untersucht.Werden Lebensmittel hingegen schon auf vorgelagerten Stufen der Lebensmittelkette kontaminiert, beispielsweise bei der Gewinnung oder bei der Verarbeitung, und anschließend über große Gebiete verteilt, dann werden die von diesen Lebensmitteln verursachten diffusen, überregionalen Ausbrüche nur selten entdeckt. Zur Ausbruchserkennung werden von den Gesundheitsbehörden aktuelle Fallzahlen seltener Erreger bzw. seltener Salmonella -Serovare dem Erwartungswert vorangegangener Jahre gegenübergestellt. Diffuse überregionale lebensmittelbedingte Ausbrüche erfordern in der Regel eine komplexe Ausbruchsuntersuchung unter Beteiligung der Bundesbehörden. Durch den langen Zeitverzug bis zur Ausbruchserkennung und Eingrenzung eines verdächtigen Lebensmittels bzw. eines Lebensmittelunternehmens ist der Nachweis des Ausbruchserregers in untersuchten Lebensmitteln bei diesen Ausbrüchen besonders schwierig. Die Identifizierung eines wahrscheinlichen Vehikels stützt sich deshalb fast ausschließlich auf die Ergebnisse durchgeführter analytischer epidemiologischer Studien.Die Ziele der Untersuchung von lebensmittelbedingten Ausbrüchen sind, den aktuellen Ausbruch zu beenden und über einen Erkenntnisgewinn weitere Ausbrüche zu verhindern. So soll die Lebensmittelsicherheit in Deutschland und der Europäischen Union verbessert werden, um die Anzahl von Lebensmittelinfektionen und -intoxikationen zukünftig reduzieren zu können.Die Europäische Kommission hat daher in ihrer Richtlinie 2003/99/EG zur Überwachung von Zoonosen und Zoonoseerregern die Aufklärung von lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen und die regelmäßige Übermittlung der daraus resultierenden Daten geregelt. Hierbei werden neben Daten aus dem humanen Bereich auch Angaben zu den am Ausbruch beteiligten Lebensmitteln gefordert, insbesondere zur Art des Betriebes, in dem das verdächtige Lebensmittel hergestellt, gekauft, bezogen oder konsumiert wurde und zu weiteren Faktoren, wie etwa mangelnde Hygiene bei der Lebensmittelverarbeitung. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) wertet die von den Mitgliedstaaten übermittelten Daten in Zusammenarbeit mit dem Zoonoses Collaboration Centre (ZCC) auf Gemeinschaftsebene aus und publiziert jährlich den EU-Zoonosenbericht.Für die Erfassung der epidemiologischen Daten von Ausbrüchen übertragbarer Krankheiten beim Menschen, so auch von lebensmittelbedingten Krankheiten, steht in Deutschland das Meldewesen des Infektionsschutzgesetzes zur Verfügung. Ergänzend zu diesem vom Robert Koch-Institut geführten System führt das Bundesinstitut für Risikobewertung seit November 2005 ein bundesweites System zur einheitlichen Erfassung von Lebensmitteln, die bei Ausbrüchen beteiligt sind. Es ist aus dem ZEVALI-System (Zentrale Erfassung von Ausbrüchen lebensmittelbedingter Infektionen und Intoxikationen) hervorgegangen und dient der zentralen Sammlung von Daten zu Ursachen und epidemiologischen Zusammenhängen bei Lebensmittelinfektionen und -intoxikationen. Weiterhin sollen diese zusammengeführten Daten für eine Risikobewertung verschiedener Erreger-Lebensmittel-Kombinationen verwendet werden.

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