Nagetiere und Nagetier-assoziierte Krankheitserreger - das Netzwerk "Nagetier-übertragene Pathogene" stellt sich vor
Nach Angaben der WHO sterben jährlich mindestens 13 Millionen Menschen in Folge von Infektionskrankheiten. Von den bekannten rund 1400 humanpathogenen Krankheitserregern sind mehr als 800 Erreger von Zooanthroponosen. Zooanthroponosen, im Folgenden wie allgemein üblich als Zoonosen bezeichnet, sind Infektionskrankheiten, deren Erreger vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Während es beim Menschen zum Ausbruch einer Krankheit kommen kann, erkranken die erregertragenden Reservoirwirte meist nicht. Dies gilt insbesondere für die sogenannten "emerging pathogens". Dabei handelt es sich um Erreger, die entweder neu in der menschlichen Population auftreten oder aber bereits vorkamen, jedoch bisher unentdeckt geblieben sind bzw. sich in ihrer Virulenz oder Verbreitung verändert haben. Von diesen Pathogenen sind 60 % zoonotisch. Etwa drei Viertel von ihnen stammen vermutlich ursprünglich aus einem Wildtierreservoir. In den vergangenen Jahren haben zoonotische Erkrankungen in Deutschland eine erhöhte Aufmerksamkeit erfahren. Mit Inkrafttreten des Gesetzes zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (Infektionsschutzgesetz, IfSG) und der damit verbundenen Einführung der Meldepflicht für humane Infektionen mit bestimmten Zoonoseerregern wird eine bessere Erfassung dieser Erkrankungen ermöglicht (siehe folgendes Kapitel). Nach wie vor ist jedoch von einer erheblichen Dunkelziffer auszugehen. Auf der anderen Seite ist das Wissen über die geografische Verbreitung und Häufigkeit der zoonotischen Erreger in ihren natürlichen Reservoirwirten sehr gering. Aus diesem Grunde hat sich das Netzwerk "Nagetier-übertragene Pathogene" zum Ziel gesetzt, durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zur Aufklärung der Verbreitung dieser Erreger und zur Ermittlung der möglichen Ursachen entsprechender Krankheitsausbrüche beizutragen. Nur in einer solchen synergistischen Zusammenarbeit von Zoologen, Ökologen, Virologen, Mikrobiologen, Parasitologen, Genetikern, Epidemiologen, Forstwissenschaftlern und Klimaforschern mit Klinikern der Human- und Veterinärmedizin können die komplexen Interaktionen zwischen Pathogenen, Reservoirwirten, Vektoren und Prädatoren im Zusammenhang mit dem Auftreten von Infektionen beim Menschen verstanden werden. Der vorliegende Beitrag soll einen ersten Überblick über die Ziele und Partner des Netzwerkes sowie
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